Marienfeste

15.9. Schmerzen Mariens

Maria Schmerzen

Gedächtnis der Schmerzen Mariens

Maria Schmerzen

Biblische Grundlage

Die fromme Tradition kennt sieben Schmerzen Mariens. Die biblische Grundlage für die Verehrung der Schmerzen Mariens bilden die prophetischen Worte des Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel:

"Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen." (Lk 2,35)

Dieses Wort gilt selbst schon als einer der Schmerzen Mariens. In weiteren sechs Ereignissen sehen wir diese Weissagung erfüllt:
in der Flucht nach Ägypten (Mt 2,13-15),
in dem Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel (Lk 2,41-52),
in der Begegnung am Kreuzweg (nicht in der Bibel erwähnt, vgl. aber Lk 23,27),
im Stehen Mariens unter dem Kreuz (Joh 19,25),
in der Abnahme des Leichnams, der in den Schoß der Mutter gelegt wird und
in der Beiwohnung bei der Grablegung ihres Sohnes.
Die den letzten beiden Szenen werden in der Heiligen Schrift nicht explizit erwähnt, die fromme Überlieferung sieht aber Maria die ganze Zeit seines Leidens vom Kreuzweg bis zur Grablegung in der Nähe ihres Sohnes.

Entwicklung des Festes

Im Osten ist die Verehrung der schmerzhaften Muttergottes schon in frühesten Zeiten bekannt. Der große Dichter Ephräm der Syrer (+ 373) besingt die Schmerzensmutter unter dem Kreuz und eine große Anzahl Schriftsteller des christlichen Altertums weisen auf die Schmerzen Mariens hin. Diese Texte gehen dann in die Liturgie des Ostens ein. Im 6. Jahrhundert ist dort die Darstellung Mariens unter dem Kreuz allgemein verbreitet.
Im Westen breitet sich die Verehrung der schmerzhaften Muttergottes erst ab dem 12. Jahrhundert aus. Der um 1240 gegründete Orden der Mariendiener (Serviten) machte die Andacht zur "mater dolorosa" in weiten Schichten des Volkes bekannt. In dieser Zeit entstand auch der berühmte Hymnus an die Schmerzensmutter, das "Stabat Mater". Seit dem Mittelalter ist die Verehrung der schmerzhaften Muttergottes tief im Herzen der Menschen verwurzelt. Wallfahrten entstehen zu den Gnadenbildern, die Jesus nach der Kreuzabnahme im Schoß seiner betrübten Mutter zeigen.
Ein eigener Festtag zu Ehren der Schmerzen Mariens ist im 15. Jahrhundert in Köln belegt, 1721 führt Papst Benedikt XIII. das "Fest der sieben Schmerzen der seligen Jungfrau Maria" für die ganze Kirche ein. Das Fest wurde zunächst am Freitag vor dem Palmsonntag gefeiert, 1913 legte Papst Pius X. das Fest auf den 15. September, dem Oktavtag von Mariä Geburt und dem Tag nach dem Fest der Kreuzerhöhung. 1960 wurde es vom Rang eines Festes auf einen Gedenktag herabgestuft und erhielt die offizielle Bezeichnung "Gedächtnis der Schmerzen Mariens".

Welch unbeschreiblicher Schmerz muss es für die seligste Jungfrau Maria gewesen sein, das Leiden und den Kreuzestod ihres Sohnes mit anzusehen! Ihre Qual war gleich einem Schwert, das ihre Seele durchdrang. Wenn unser Herr selbst den Anblick dessen, was ihm bevorstand, nicht zu ertragen vermochte, und ihn beim Gedanken daran blutiger Schweiß überrann, zeigt diese Wirkung seiner Seele auf den Körper nicht, wie groß Seelenqualen werden können? Und wäre es zu verwundern gewesen, wenn Maria niedergesunken wäre, als sie unter dem Kreuz ihres Sohnes stand?

Kardinal Newman
Heilige Maria,
Du unsere liebe Mutter des Vertrauens.
Du hast selbst das Dunkel des Glaubensweges erfahren,
aber du hast mit deinem ganzen Wesen
auf die weise Führung Gottes vertraut.
Maria, Mutter des Sohnes Gottes und unsere Mutter,
hilf uns zu diesem Vertrauen,
auch und gerade dann wenn wir in großer Not sind,
wenn wir keinen Ausweg mehr sehen,
wenn wir keine Kraft mehr haben.
Gott allein ist unser Licht und unser Leben.
Er führe uns durch seinen Heiligen Geist
in deinem Sohn Jesus Christus,
unserem Herrn. Amen.

Maria Schmerzen

Maria, die Königin der Märtyrer

"Warum wird Maria Königin der Märtyrer genannt? Ihrer heiligen Person geschah doch nie ein Leid, sie empfing weder Schläge noch Wunden. Wie kann sie erhöht werden über jene, die um unseres Herrn und Heilandes willen die größten körperlichen Martern und Qualen ertrugen? Sie ist wohl die Königin aller Heiligen, all derer, die würdig sind "Christum nachzufolgen in weißen Gewändern", warum aber ist sie die Königin jener, die "für das Wort Gottes und für das Zeugnis, das sie gaben, getötet wurden?"
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich erinnern, dass die Leiden der Seele ebenso heftig sein können wie die des Leibes. Die Verdammten in der Hölle oder die Auserwählten Gottes im Fegefeuer leiden nur an der Seele, denn ihr Leib ruht ja noch im Grab; und doch, wie groß ist dieses Leiden! Und vielleicht können viele von uns, die das Leben aus eigener Erfahrung kennen, von einer Bitterkeit des Schmerzes erzählen, scharf wie ein Schwert, oder einer Last und Gewalt der Traurigkeit, dass man fast zusammenbrechen zu müssen glaubte, obwohl man körperlich nichts zu leiden hatte.
Welch unbeschreiblicher Schmerz muss es für die seligste Jungfrau Maria gewesen sein, das Leiden und den Kreuzestod ihres Sohnes mit anzusehen! Ihre Qual war gleich einem Schwert, das ihre Seele durchdrang. Wenn unser Herr selbst den Anblick dessen, was ihm bevorstand, nicht zu ertragen vermochte, und ihn beim Gedanken daran blutiger Schweiß überrann, zeigt diese Wirkung seiner Seele auf den Körper nicht, wie groß Seelenqualen werden können? Und wäre es zu verwundern gewesen, wenn Maria niedergesunken wäre, als sie unter dem Kreuz ihres Sohnes stand? Darum ist sie in Wahrheit Königin der Märtyrer."
Kardinal Newman

"Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: "Frau, siehe, dein Sohn". Dann sagte er zu dem Jünger: "Siehe, deine Mutter". Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich." (Joh 19,25-27)

Als Mutter des Sohnes Gottes war das Leben für Maria nicht eitel Sonnenschein. Sie konnte lange nicht verstehen, was es mit ihrem Sohn auf sich hat. Schmerzhaft war es für die Mutter zu sehen, wie ihr Sohn doch so anders, so unerforschlich ist. Schon nach seiner Geburt wurde Maria von Simeon im Tempel der Schmerz vorhergesagt, den sie seinetwegen leiden müsse.
Den größten Schmerz leidet Maria, als sie unter dem Kreuz ihres Sohnes steht. Den sie geliebt hat, er ist tot und dazu die bange Frage: War alles umsonst? Hat sie vergebens all die Mühen durchlebt mit ihrem Sohn? Doch ihr Glaube war nicht vergebens. Als Christus von den Toten aufersteht, weiß sie, wofür sie all das gemacht hat.
Maria kennt das Leid, daher können wir zu ihr kommen mit all unseren Sorgen und Nöten. Sie trägt sie hin zu ihrem Sohn und schenkt uns Trost und Hilfe.
In einem Gebet der Ostkirche heißt es:

Als deine Mutter, o Wort,
dich mit Nägeln ans Kreuz geheftet sah,
da ward ihre Seele
mit den Nägeln bitterer Trauer und mit Pfeilen verwundet.
Als dich, du Süßigkeit aller, die Mutter erblickte
wie du mit bitterem Tranke getränkt wardst,
rannen aus ihren Augen bittere Ströme von Tränen.
Furchtbar bin ich verwundet.
Mein Inneres zerreißt es, o Wort,
da deinen ungerechten Tod ich schaue,
so sagte die Allheilige weinend.
Wehe, Simeons Weissagung ist nun erfüllt;
denn dein Schwert, o Emmanuel,
durchbohrte mein Herz.