Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz
Das Rosenkranzfest
Zum Dank für den Sieg über die Türken bei Lepanto am 7. Oktober 1571, der dem Rosenkranzgebet zugeschrieben wurde, ordnete Pius V. (1566 - 1572) für den ersten Jahrestag des Sieges ein Marienfest an. Gregor XIII. hat 1573 allen Kirchen, die über einen Rosenkranzaltar verfügten, die Einrichtung eines Rosenkranzfestes am 1. Sonntag im Oktober gestattet. Das Fest wurde auf die ganze Kirche ausgedehnt, nachdem 1716 ein Sieg über die Türken in Peterwardein errungen worden war.
1913 legte Pius X. den Festtermin zurück auf den 7. Oktober. Im aktuellen Festkalender erscheint der Termin als "Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz". Ausgehend davon wurde der ganze Monat Oktober zu einem Marienmonat, der in besonderer Weise dem Rosenkranzgebet gewidmet ist.
Gedanken zum Rosenkranzgebet
Die Rose ist eine der herrlichsten Blumen. Sie ist in vielen Kulturen seit ältesten Zeiten ein Symbol der Liebe und der Wertschätzung, aber auch des Schmerzes. Diese Pflanze, die so herrliche Blüten hervorbringt, besitzt zugleich spitze Dornen.
Das Christentum hat schon früh das Symbol der Rose mit Maria in Verbindung gebracht. Rosa mystica oder Rose ohne Dornen sind nur zwei Beispiele aus dem reichen Schatz der Marienmystik. Das ist vielleicht auch der Grund dafür, warum man diese besondere Form der Perlenschnur, mit der wir zusammen mit Maria die Geheimnisse des Lebens Jesu betrachten, Rosenkranz genannt hat. Ähnliche Gebetsschnüre finden sich auch in anderen Religionen, doch weist das Kreuz an seinem Beginn den Rosenkranz als eine spezifisch christliche Gebetsschnur aus.
Mit Hilfe des Rosenkranzes betrachten wir mit Maria das Leben Jesu, denn "den Rosenkranz beten ist tatsächlich nichts anderes, als mit Maria das Antlitz Christi zu betrachten" (Papst Johannes Paul II.). Die ständige Wiederholung des "Gegrüßet seist du Maria" im Rosenkranz darf nicht verwechselt werden mit einem monotonen Herunterleiern eines Gebets. Das gleichbleibende Gebet soll vielmehr helfen, unseren Geist zu sammeln und hinzuführen auf das Wesentliche. Die Anrufung Mariens im mündlichen Beten soll uns hinführen zur tiefern Betrachtung der Geheimnisse des Lebens Jesu. So betont auch Papst Paul VI.: "Ohne Betrachtung ist der Rosenkranz ein Leib ohne Seele, und das Gebet läuft Gefahr, zu einer Wiederholung von mechanischen Formeln zu werden."
Stellen wir uns vor, wie die Betrachtung einer schönen Rosenblüte unser Herz erfreuen und unsere Sinne fesseln kann. So können uns die einzelnen Perlen wie Rosen erscheinen, in denen wir das Leben Jesu Christi betrachten. Dann kann dieses Gebet zu einem Ausdruck der Liebe werden, die nicht müde wird, sich der geliebten Person zuzuwenden und uns stets Neues an dem Geliebten erkennen lässt.
Entwicklung des Rosenkranzgebetes
Das Rosenkranzgebet ist in einem langen Entwicklungsprozess aus einer Reihe spiritueller Elemente entstanden. Eines der ursprünglichsten ist das Wiederholungsgebet, das schon im frühen Mönchtum gepflegt wurde. Es entsprang dem Wunsch nach immerwährendem Gebet. Paulus schreibt an die Gemeinde von Thessalonich: "Betet ohne Unterlass" (1 Thess 5,17). Vom Eremiten Paulus, der im 4. Jahrhundert in der ägyptischen Wüste lebte, wird überliefert, er habe täglich dreihundertmal das Vaterunser gebetet. Er zählte die Gebete mit kleinen Steinen. Durch solches Beten hofften die Mönche, zu einer ständigen Einheit mit Gott zu gelangen.
Der Wunsch, die Zeit durch das Gebet zu heiligen, führte zur Herausbildung des kirchlichen Stundengebetes, das im 6. Jahrhundert seine Form gefunden hat. Seinen längsten und wichtigsten Teil bilden die Psalmen. Die 150 biblischen Psalmen bekamen den Namen Psalter. Das Rosenkranzgebet entwickelte sich aus Anrufungen, die täglich 50 oder 150 mal (in Anlehnung an den Psalter) wiederholt wurden und es auch Laien ermöglichen sollten, ein regelmäßiges Gebet wie das Stundengebet der Geistlichen vollziehen zu können. Diese Anrufungen und auch die Reihung von 150 Vaterunser oder später auch 150 Ave Maria wurden bald neben der Psalmensammlung ebenso als Psalter bezeichnet.
Zum Abzählen dienten Schnüre mit Perlen oder Knoten. Die Einteilung in Zehnergesätze mit dem Vaterunser ist eine weitere Entwicklungsstufe. Wesentlicher als diese Unterteilung ist die Verbindung des Ave Maria mit Betrachtungen aus dem Leben Jesu. In der Kartause von Trier fügte Dominikus von Preußen (nach 1410) an das Wort "Jesus" des Ave Maria 50 kurze Sätze (clausulae) an, die an ein Geheimnis aus dem Leben Jesu oder seiner Mutter erinnerten. Damit war der heutige Rosenkranz gegeben.
Die Kraft des Gebetes
Im Gebet liegt eine Kraft, die wir Menschen nicht berechnen können. Wir wollen heute alles selber machen, wollen alles durch unsere Kraft erreichen. Wir planen alles bis in die kleinsten Kleinigkeiten - aber beten wir auch darum, dass Gott dem, was wir planen, ein gutes Gelingen gibt?
Durch das Gebet wird manchmal das Unmögliche möglich, kommt im Unheil eine unerwartete Wendung zum Guten. Aber das Gebet ist eben eines nicht: berechenbar. Wir können nie voraussagen, was unser Gebet bewirkt und umgekehrt können wir auch von keinem Ereignis sicher sagen, dass es auf Grund des Gebets eingetreten ist. Etwas, worum viel gebetet wird, kann doch mißlingen, ein kranker Mensch, für den gebetet wird, kann doch sterben. Aber irgendwie zeigt das Gebet, wenn auch verborgen, mit Sicherheit seine Wirkung.
Dem Rosenkranzgebet wohnt eine starke Kraft inne, sowohl wenn es in Gemeinschaft, als auch wenn es allein gebetet wird. Es ist schön, wenn man sich die Zeit nimmt, den ganzen Rosenkranz zu beten, doch bevor man das Gebet ganz unterlässt, ist es auch schon von großem Wert, jeden Tag nur eines seiner Gesätze zu beten. Neben der Betrachtung der Geheimnisse des Lebens Jesu dürfen wir in das Rosenkranzgebet auch alle unsere Sorgen und Anliegen legen und sie durch Maria zu Jesus bringen.
Den Rosenkranz beten ist tatsächlich nichts anderes, als mit Maria das Antlitz Christi zu betrachten.
(Johannes Paul II.)
Der Rosenkranz ist ein Verweilen in der Lebenssphäre Mariens, deren Inhalt Christus ist.
(Romano Guardini)
Als biblisches Gebet, in dessen Mitte das Geheimnis der erlösenden Menschwerdung steht, ist der Rosenkranz ganz klar auf Christus hin ausgerichtet. Auch sein charakteristisches Element, die litaneiartige Wiederholung des "Gegrüßet seist du, Maria", wird zu einem unaufhörlichen Lobpreis Christi ...: Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!
(Paul VI.)
Die Praxis des Rosenkranzgebetes
Am besten ist es, wenn man für das Rosenkranzgebet einen richtigen Rosenkranz zur Hand hat, wie man ihn beispielsweise an Wallfahrtsorten oder in Geschäften, die religiöse Artikel führen, kaufen kann. Man kann einen Priester bitten, den Rosenkranz zu segnen.
Die Grundgebete, also das "Vater Unser", das "Gegrüßet seist Du, Maria" und das "Ehre sei dem Vater" sollte man auswendig können, wenn nicht kann man sich auch die Texte dazu bereitlegen. Das besondere des Rosenkranzgebetes ist es, dass im Gegrüßet seist du Maria jeweils nach dem Wort "Jesus" ein Text, das sogenannte Geheimnis, eingefügt wird. Dazu später mehr.
Man beginnt das Rosenkranzgebet wie jedes Gebet mit dem Kreuzzeichen. Dann betet man an dem Kreuz des Rosenkranzes das Apostolische Glaubensbekenntnis und anschließend das Ehre sei dem Vater. Dadurch wird uns bewusst, dass der Rosenkranz nicht nur ein Mittel der privaten Frömmigkeit ist, sondern dass wir ihn zusammen mit der ganzen Kirche beten.
Nach dem Kreuz kommen noch vier Perlen, die außerhalb des großen Perlenkranzes liegen. Hier beten wir zuerst das Vater Unser und dann drei Gegrüßet seist Du Maria, bei denen wir jeweils einfügen:
- Jesus, der in uns den Glauben vermehre
- Jesus, der in uns die Hoffnung stärke
- Jesus, der in uns die Liebe entzünde
Anschließend beten wir das Ehre sei dem Vater.
Nun finden wir an dem Perlenkranz jeweils fünfmal eine einzelne Perle, der zehn Perlen folgen. Das sind die fünf Gesätze, aus denen der Rosenkranz besteht. Sie beginnen jeweils an der einzelnen Perle, bei der das Vater Unser gebetet wird, dann folgt zehnmal das Gegrüßet seist Du Maria und wir beenden das Gesätz mit dem Ehre sei dem Vater. Das Wort "Gesätz" hat nichts mit dem Wort Gesetz zu tun, sondern kommt von Satz. Ein Rosenkranzgesätz ist der verallgemeinernde Sammelbegriff für die einzelnen Sätze des Gebetes.
In jedem Gegrüßet seist Du Maria fügen wir hinter dem Wort Jesus ein Geheimnis ein. Unter einem Geheimnis verstehen wir meist etwas, das man für sich behalten soll, in das nur wenige eingeweiht sind. Hier hat das Wort aber noch eine andere Bedeutung. Wir sprechen von den Geheimnissen des Lebens Jesu. Das, was im Leben Jesu geschieht, macht uns den verborgenen Gott offenbar. Die Stationen des Lebens Jesu sind deshalb Geheimnisse, weil ihr Sinn tiefer geht, als es uns bei einer rein oberflächlichen Betrachtung erscheinen mag.
Wenn wir im Rosenkranzgebet die Geheimnisse des Lebens Jesu betrachten, so ist dies ein Weg, Jesus Christus immer tiefer zu verstehen. Wenn wir so an das Rosenkranzgebet herangehen, wird es für uns nicht ein monotones Herunterleiern von immer gleichen Worten sein. Gerade die ständige Wiederholung schafft einen Raum, in dem unser Geist in die Tiefe gehen kann. Er braucht sich nicht um die äußeren Worte zu kümmern, sondern kann sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren. Zugleich aber hilft das Gerüst der immer gleichen Worte, dass der Geist nicht abschweift und die Gedanken um anderes kreisen lässt.
Jesus Christus wird uns immer ein Geheimnis bleiben, aber eines, dem wir immer tiefer auf die Spur kommen können. Wenn wir einen Menschen lieben, so ist es spannend, immer neue Seiten an ihm zu entdecken. Der Glaube ist ja nichts anderes als eine Liebesbeziehung. Das auf den ersten Blick recht langweilige Rosenkranzgebet kann uns
Manche wundern sich vielleicht: Der Rosenkranz ist doch ein Mariengebet, aber in den Texten darüber war mehr von Jesus die Rede als von Maria. Dies ist ein Zeichen der wahren Marienfrömmigkeit: Sie führt uns hin zu Jesus Christus. Maria will uns helfen, ihren Sohn immer tiefer zu erkennen.
Papst Johannes Paul II. schreibt dazu: "Tatsächlich ist der Rosenkranz, wenn auch von seinem marianischen Erscheinungsbild her charakterisiert, ein zutiefst christologisches Gebet. In der Nüchternheit seiner Teile vereinigt er in sich die Tiefe der ganzen Frohen Botschaft, für die er gleichsam eine Kurzfassung ist. In ihm erklingt das Gebet Marias, ihr unaufhörliches Magnificat durch das Werk der erlösenden Menschwerdung, die in ihrem jungfräulichen Schoß ihren Anfang nahm. Mit dem Rosenkranz geht das christliche Volk in die Schule Mariens, um sich in die Betrachtung der Schönheit des Antlitzes Christi und in die Erfahrung der Tiefe seiner Liebe einführen zu lassen. In der Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse schöpft der Gläubige Gnade in Fülle, die er gleichsam aus den Händen der Mutter des Erlösers selbst erhält."
Es gibt offiziell vier Rosenkranzzyklen, den freudenreichen, den lichtreichen, den schmerzhaften und den glorreichen Rosenkranz. Jeder enthält jeweils fünf Geheimnisse. Die einzelnen Geheimnisse finden Sie rechts. Im Folgenden möchte ich nach und nach eine kurze Meditation zu den einzelnen Geheimnissen des Rosenkranzes vorstellen.
Die freudenreichen Geheimnisse
Jesus, den Du, O Jungfrau,
vom Heiligen Geist empfangen hast.
Jesus, den Du, O Jungfrau,
zu Elisabeth getragen hast.
Jesus, den Du, O Jungfrau,
(in Bethlehem) geboren hast.
Jesus, den Du, O Jungfrau,
im Tempel aufgeopfert hast.
Jesus, den Du, O Jungfrau,
im Tempel wiedergefunden hast.
Die lichtreichen Geheimnisse
Jesus, der von Johannes
getauft worden ist.
Jesus, der sich bei der Hochzeit
in Kana offenbart hat.
Jesus, der uns das Reich Gottes
verkündet hat.
Jesus, der auf dem Berg
verklärt worden ist.
Jesus, der uns die Eucharistie
geschenkt hat.
Die schmerzhaften Geheimnisse
Jesus, der für uns
Blut geschwitzt hat.
Jesus, der für uns
gegeißelt worden ist.
Jesus, der für uns
mit Dornen gekrönt worden ist.
Jesus, der für uns
das schwere Kreuz getragen hat.
Jesus, der für uns
gekreuzigt worden ist.
Die glorreichen Geheimnisse
Jesus, der von den Toten
auferstanden ist.
Jesus, der in den Himmel
aufgefahren ist.
Jesus, der uns den Heiligen Geist
gesandt hat.
Jesus, der Dich, O Jungfrau,
in den Himmel aufgenommen hat.
Jesus, der Dich, O Jungfrau,
im Himmel gekrönt hat.