Zeit des Advent

Maria im Advent

Maria

Der Advent ist eine Zeit, in der auch Maria, der Mutter Jesu, eine besondere Bedeutung zukommt. Das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria feiern wir im Advent und zwar am 8. Dezember. Am 4. Advent steht Maria in dem jeweiligen Evangelium im Mittelpunkt. Im Lesejahr A hören wir von der Empfängnis Mariens aus dem Matthäusevangelium, im Lesejahr B aus dem Lukasevangelium von der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel und im Lesejahr ebenfalls aus dem Lukasevangelium von der Begegnung Marias mit Elisabeth.
Maria war von Gott schon von Anfang an erwählt. Das feiern wir am 8. Dezember dem Fest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Dieses Fest zeigt uns, wie reich Gott uns Menschen beschenkt, noch bevor wir etwas für ihn tun können. Gott hat Maria von Beginn ihres Lebens an die Gnade geschenkt, ohne Sünde zu sein. Er hat Maria erwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden und hat alles dafür getan, dass Maria das besaß, was sie dazu brauchte. Die Gnade ihres heiligen Lebens stammt ganz von Gott.

Mit der Geburt Jesu Christi war es so ... (Mt 1,18a)

Diese unscheinbaren Worte des Evangelisten Matthäus stellen nach christlichem Glauben den Kristallisationspunkt der Geschichte dar. Alle Zeit vor Christus lief auf ihn zu, alle Geschichte nach Christus geht von ihm aus. Mit dem Zeitpunkt, an dem Gott Mensch wird, kann nichts mehr so sein, wie es gewesen ist. In diesem Jesus, von dem uns die Evangelien berichten, erfüllen sich die Verheißungen, die Gott dem Volk Israel seit langem gegeben hat. Er ist gekommen, um die ganze Menschheit zu retten.

4. Advent
Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. (Mt 1,18b)

Was Matthäus hier in einfachen Worten erklärt, wird immer wieder missverstanden und belächelt. Wer nur mit rationalen Argumenten eine Erklärung für das Geschehen sucht, wird die Schwangerschaft Mariens auf andere Ursachen zurückführen, als das Wirken des Heiligen Geistes (Beispiele dafür gibt es genug, sie müssen hier nicht erwähnt werden). Immer haben diese vermeintlich rationalen Erklärungsversuche zugleich auch eine Leugnung der Göttlichkeit Jesu zur Folge. Wer aber in Jesus Christus nur einen besonders erleuchteten Menschen sieht, wie es ihrer viele gab auf Erden, dem verstellt sich der tiefere Blick auf das Geschehen seiner Geburt.
Wenn wir verstehen wollen, was damals geschehen ist, müssen wir die Geschichte von ihrem Ende her betrachten. Die prägende Erfahrung der Jünger mit Jesus Christus war seine Auferstehung. Schon in seinem Leben auf Erden hat Jesus immer wieder darauf hingewiesen, dass er mehr ist als ein normaler Mensch, immer wieder bricht in den Schilderungen der Evangelien seine besondere Beziehung zum Vater im Himmel durch. Dieser Vater im Himmel erweckt Christus nach seinem Tod am Kreuz wieder zum Leben und nimmt ihn auf in seine Herrlichkeit.
Der Platz zur Rechten des Vaters ist aber nicht ein Platz, den Jesus erst nach seiner Himmelfahrt einnimmt, sondern diesen Platz hat er schon seit Ewigkeit. Von dort ist er auf die Erde gekommen und nach seinem irdischen Leben kehrt er dorthin wieder zurück. Matthäus versucht das für Menschen letztlich unergründliche Geschehen darzustellen, wie Gottes Sohn vom Himmel in den Schoß Mariens gelangt, eben durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8.12.

Gabriel und Maria

Rückblickend aus der Sicht des Glaubens erscheint das alles großartig, was in jenen Tagen geschehen ist. Der Glaube an die Jungfräulichkeit Mariens wischt alle Zweifel an ihrer Sittlichkeit hinweg. Doch wenn sogar heute noch der Spott der Welt über jene Ereignisse ausgegossen wird, wie groß mag er damals gewesen sein, als noch keiner etwas wusste vom glorreichen Leben und Auferstehen des Gottessohnes. Maria war mit Josef verlobt. Damals war ein solches Verlobungsjahr üblich, in dem Mann und Frau noch getrennt lebten, bevor sie dann nach der Hochzeit feierlich zusammenzogen. Dass eine Frau in dieser Zeit schwanger wurde, galt als Schande, und wenn das Kind wie im Fall Mariens nicht vom eigenen Verlobten war, so drohte eine Anklage auf Ehebruch und in deren Folge die Steinigung.
Josef hatte also allen Grund, darüber nachzudenken, was denn zu tun sei. Die Situation war höchst brisant, seine Ehre und das Leben seiner Verlobten standen auf dem Spiel. Josef wird ein Gerechter genannt. Wäre diese Gerechtigkeit eine alleinige Gesetzesgerechtigkeit, so hätte er Maria dem Gericht übergeben müssen. Doch dies war nicht seine Absicht. Er wollte sich in aller Stille von Maria trennen – wenn da nicht Gott durch seinen Engel ihm zu etwas anderem geraten hätte. Gott stellt Josefs Glauben auf eine harte Probe. Kann er darauf vertrauen, dass das Kind in ihrem Leib nicht von einem anderen Mann stammt, sondern - solches hat man noch nie gehört - durch Gottes Heiligen Geist gewirkt wurde?
Josef ist nicht nur ein Träumer. Er ist auch ein Mann des Glaubens und ein Mann der Tat. Er vernimmt die Worte des Engels im Traum und nachdem er erwacht tut er sofort, was der Engel ihm aufgetragen hat. Er nimmt Maria zu sich und wird zum Nährvater Jesu. Er vertraut darauf, dass es mit dem Kind etwas Besonderes auf sich hat, dessen er sich nicht zu schämen braucht.

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. (Lk 1,26-38)

Maria hat Gott auserwählt, aber er wollte auch, dass Maria selbst ja sagt zu seinem Plan. Er lässt ihr die volle Freiheit. Daher schickt er, als die Zeit dafür da ist, seinen Engel zu ihr, um sie zu fragen, ob sie die Mutter des Sohnes Gottes werden möchte.
Ave - Sei Gegrüßt - Grüß Gott - Guten Tag - mit einem ganz gewöhnlichen Gruß steht plötzlich der Engel vor Maria - doch in seiner Anrede hebt er Maria über alle Menschen empor: Du Begnadete, der Herr ist mit dir. Es gibt keine größere Ehre für einen Menschen, als diese Auszeichnung, dass ihn Gott mit seiner Gnade, seiner Güte, seinem Wohlwollen begleitet.
Darüber erschrickt Maria. Was ist das Besondere an ihr, dass sie diese Anrede verdient hätte? Da verkündet der Engel ihr Gottes Plan: "Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden." (Lk 1,31f)
Nichts Geringeres soll sich durch Maria erfüllen, als die Verheißung, die Gott schon vor Jahrhunderten seinem Volk gegeben hat, dass der Retter kommt, der Messias, der Herr, dem der Thron Davids gebührt und der über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen wird und dessen Herrschaft ohne Ende ist.
Und Maria sagt ihr Ja zu der Botschaft des Engels, auch wenn sie noch nicht ganz versteht. Aber sie ist bereit, den Willen Gottes zu erfüllen: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast." (Lk 1,38)
Eine junge Frau, die von einem Engel erfährt, dass sie die Mutter des Sohnes Gottes wird, ein Kind in ihrem Schoß, das nicht von einem Mann gezeugt ist, sondern vom Heiligen Geist gewirkt. Ist das nicht unglaublich?
Der Advent führt uns wieder vor Augen, wie verrückt und unscheinbar die Anfänge des Kommens Gottes in diese Welt sind. Wenn wir nicht schon meinen, alles über Gott zu wissen, können uns diese Ereignisse von neuem anrühren und zu denken geben. Sie können uns zeigen, dass Gott Wunder wirkt und durch einfache Menschen und kleine Anfänge ganz Großes erreichen kann - auch heute noch.

Fest der Verkündigung am 25.03.

In der Geburt Jesu Christi schenkt Gott den Menschen das größte und unüberbietbare Zeichen seiner Gegenwart: Gott selbst wird Mensch, durchlebt das ganze Menschsein vom Mutterschoß bis zum Tod. Er kommt selbst, um die Menschen aus der Tiefe ihres Daseins emporzuheben in seine Göttlichkeit. In einem Gebet der Ostkirche heißt es:

Das seit Ewigkeit verborgene Geheimnis
wird heute offenkundig:
der Sohn Gottes wird ein Sohn des Menschen,
damit er in der Annahme des Schlechteren
mir schenke das Bessere.
Einst wurde Adam betrogen:
Als er begehrte, Gott zu werden, wurde er es nicht.
Doch Gott wird Mensch,
damit er zu Gott den Adam mache.
Jubeln soll die Schöpfung!
Maria

Die Empfängnis des Sohnes Gottes erfüllt Maria mit Freude und diese Freude möchte sie teilen. Zugleich aber fragt sie sich, was das alles zu bedeuten hat. Daher macht sie sich nur wenige Tage, nachdem der Engel bei ihr eingetreten war und ihr verkündet hatte, dass sie den Sohn Gottes gebären werde, auf den Weg. Sie kann nicht still in ihrer Kammer sitzen. Dieses Ereignis hat sie aufgewühlt. Sie braucht jemand, mit dem sie teilen kann, was sie erlebt hat, jemanden, dem sie sich mitteilen kann.
Die Dynamik, die in diesem Aufbruch steckt, wird in einer wörtlichen Übersetzung noch deutlicher. Im Originaltext ist zudem das erste Wort des Satzes "aufbrechend", was im Deutschen so nicht wörtlich wiedergegeben werden kann.

Maria aber brach auf in jenen Tagen und ging mit Eile weg in das Bergland in eine Stadt Judäas und trat ein in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. (Lk 1,39-40)

Maria geht den Weg ins Bergland in Eile. Es ist ein beschwerlicher Weg mit manchen Steigungen. Da geht man ja eher langsam, aber Maria nicht. Schon ist sie im Haus des Zacharias, sie tritt ein und begrüßt Elisabeth und es kommt zur Begegnung der beiden Frauen. Es geht alles sehr schnell. Maria weiß, wo sie hin will, sie weiß, was sie will. Sie hält sich unterwegs nicht auf. Irgendwie zeigt uns dieser eine Satz Maria als eine Frau, die anpackt, voller Entschiedenheit und mit Durchsetzungskraft. Das ist ein ganz anderes Bild, als es uns oft vermittelt wird. Es ist aber ein Bild das anspricht, besonders heute.
Freude herrscht, als Maria und Elisabet, die beiden Frauen, an denen Gott Großes gewirkt hat, einander begegnen. Es ist eine vollkommene Freude, die nur die Menschen erfahren, die ihre Freude in Gott suchen. Meine Freude ist es, deinen Willen, Gott zu tun, sagt der Psalmist. Das Kind in Mariens Schoß ist die Frucht dieser Freude am Ja zu Gottes Willen. Diese Freude spürt auch das Kind im Schoße Elisabets. Diese Freude wird auch uns heute geschenkt, wenn wir bereit sind, ja zu sagen zu Gottes Willen.
Begegnungen können ganz unscheinbar sein, und doch tiefe Wirkungen hervorrufen. Ein Mensch kann sich ein Leben lang dankbar an eine kleine Hilfe erinnern. Vielleicht können wir im Gedränge des Alltags auch Gott begegnen, wenn wir die Menschen um uns herum bewusst wahrnehmen. Unser Leben mit Gott ist immer auch Begegnung. Wir können Gott nur erfahren, wenn wir ihm begegnen. Unser Alltag bietet dafür mehr Gelegenheiten, als wir für möglich halten.
Gerade der Evangelist Lukas berichtet uns immer wieder von Begegnung, der Begegnung von Menschen mit Jesus von Nazaret. Diese Begegnung verändert das Leben meist tiefgreifend. Auch bei der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth ist Jesus schon dabei im Leib Mariens. Johannes im Schoß der Elisabeth hüpft vor Freude und auch Elisabeth erkennt das Geheimnis, das Maria birgt.

Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. (Lk 1, 41-45)

Elisabeth spricht die Worte, die wir bis heute im Ave Maria beten: Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Elisabeth preist Maria selig, weil sie geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr durch den Engel sagen ließ. Diesen ihren Glauben besingt Maria unmittelbar nach der Begrüßung im Magnifikat (Lk 1,46-55). Die Freude über das Leben, das Gott so wunderbar in ihrem Schoß gewirkt hat, das verbindet die beiden Frauen Maria und Elisabeth. Dieses Leben ist nicht der Besitz dieser Frauen. Sie stehen beide im großen Zusammenhang des göttlichen Heilswirkens an den Menschen. Durch die Kinder dieser beiden Frauen will Gott der ganzen Welt Heil und Leben schenken.
Wir stehen im Advent staunend vor dem Geheimnis, das Maria in ihrem Schoß trägt, das Geheimnis, das Gott vorbereitet hat, um die Menschen zu retten. Das kommt auch in der Marianischen Antiphon "Alma Redemptoris Mater" zum Ausdruck, die in der Kirche während der Advents- und Weihnachtszeit zum Abschluss des Tages gesungen wird:

Alma Redemptoris Mater,
quae pervia caeli porta manes,
et stella maris, succurre cadenti,
surgere qui curat, populo:
tu quae genuisti, natura mirante,
tuum sanctum Genitorem
Virgo prius ac posterius,
Gabrielis ab ore sumens illud Ave,
peccatorum miserere.
Erhabene Mutter des Erlösers,
du allzeit offne Pforte des Himmels
und Stern des Meeres, komm, hilf deinem Volke,
das sich müht, vom Falle aufzustehn.
Du hast geboren, der Natur zum Staunen,
deinen heiligen Schöpfer.
Unversehrte Jungfrau,
die du aus Gabriels Munde nahmst das selige Ave,
o erbarme dich der Sünder.

Fest Mariä Heimsuchung am 02.07.