Weihnachtszeit

1.1.Hochf.d.Gottesmutter

Erste Lesung

Num 6,22-27

Der Herr sprach zu Mose:
Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen.

Zweite Lesung

Gal 4,4-7

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.
Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.

Evangelium

Lk 2,16-21

So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.
Hochfest der Gottesmutter
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott. (Gal 4,4-7)

Im Galaterbrief beschäftigt sich Paulus besonders mit der Frage, welche Bedeutung das jüdische Gesetz für die Christen hat. Er ist davon überzeugt, dass die Menschen nicht durch Werke des Gesetzes gerettet werden, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Aber die Vorschriften des Gesetzes stehen in der Heiligen Schrift. Mit welchem Recht kann Paulus also eine Lehre verkünden, die dazu scheinbar im Widerspruch steht?
Paulus argumentiert damit, dass das Gesetz des Alten Bundes nur eine vorübergehende Bedeutung hatte. Abraham, der Stammvater Israels, hatte bereits wegen seines Glaubens das Heil von Gott erfahren, und nicht, weil er Werke des Gesetzes erfüllt hat. Gottes Verheißung des Heils ist damals bereits an alle ergangen, die wie Abraham den Glauben haben. Aber die Menschen waren von Abraham an bis zur Zeit des Paulus unmündigen Kindern gleich, denen zwar das Erbe des Abraham verheißen war, die aber noch nicht reif dafür waren, dieses Erbe anzutreten. Daher hat Gott das Gesetz gegeben, dem die Menschen bis zu ihrer Mündigkeit wie einem Vormund unterstellt sein sollten.
Als aber die Zeit erfüllt war, in der Gott die unmündigen Kinder zu mündigen Erben machen wollte, hat er seinen Sohn gesandt. Er hat das Vormundschaftsrecht des Gesetzes beendet und somit allen Menschen die Möglichkeit eröffnet, das Erbe anzutreten, das er einst Abraham verheißen hat, nämlich durch den Glauben zu Söhnen und Töchtern Gottes zu werden und so das Heil zu erlangen.
Wir wissen aus unserem Alltag, welche Bedeutung eine Testamentseröffnung hat, gerade bei wohlhabenden Leuten. Da geht es oft um viel Geld und Besitz. Eine Testamentseröffnung ist ein hochrichterlicher Akt. Daher hat Gott seine Testamentseröffnung auch nicht mal eben so erledigt, nicht durch einen Propheten oder einen noch so besonders auserwählten Menschen, sondern Gott kam selbst auf die Erde in seinem Sohn Jesus Christus.
Paulus, der seine Briefe weit vor den Evangelien schreibt, interessiert sich noch nicht für die genauen Ereignisse bei der Geburt Jesu Christi. Er weiß nichts von einem Stall in Betlehem, nennt nicht einmal den Namen der Mutter Jesu. Aber doch formuliert er das zentrale Geheimnis des Weihnachtsfestes. Gott selbst wird Mensch. Jesus Christus ist nicht ein besonders von Gott erwählter Mensch, wie es sie zu allen Zeiten gibt, ein großer Prophet oder Heiliger. Nein. Jesus Christus ist Gott und Gott kam in die Welt wie jeder Mensch, geboren von einer Frau.
Vielleicht können diese schlichten Worte des Paulus uns helfen, das, was an Weihnachten geschehen ist, tiefer zu erfassen. Jesus Christus, Gott, Sohn Gottes, geboren von einer Frau. Gott selbst wird Mensch. Gottes Sohn wird Mensch, damit wir zu Söhnen und Töchtern Gottes werden. Gottes Sohn wird Mensch, um uns zu sagen, dass wir mündig sind, das Erbe Abrahams anzutreten. Wir sind Söhne und Töchter Gottes und als solche keine unmündigen Kinder mehr, die unter einer Vormundschaft stehen, sondern erwachsene Söhne und Töchter Gottes, die mündig geworden sind, das Erbe anzutreten.
Erbe zu sein, das bedeutet auch Verantwortung. Es geht nicht darum, das Ererbte nun mit vollen Händen auszugeben und sich ein schönes Leben zu machen. Unser Erbe ist es, erwachsene Söhne und Töchter Gottes zu sein und als solche in der Welt zu leben. Ein Anteil am Erbe ist Gottes Geist, der in uns die Verbindung zum Vater aufrecht hält und der uns zeigt, was der Vater von uns als Erben erwartet.
Leben wir als erwachsene Söhne und Töchter Gottes in der Welt, im Herzen stets mit unserem Vater verbunden, als Zeugen dafür, dass Gott das Heil der Menschen will. Stellen sie sich einmal vor, ihr Vater wäre ein reicher Mann, mit einem großen Vermögen, einer Fabrik, Häusern, viel Land und was sonst noch alles. Und noch dazu wäre ihr Vater ein liebender Vater, kein Tyrann, sondern ein Vater, der sich trotz seines großen Besitzes auch liebevoll um seine Familie kümmert. Ich denke, als Sohn oder Tochter eines solchen Vaters würden sie stolz sein und ein gesundes Selbstbewusstsein haben. Irgendwann wird ihr Vater ihnen das Erbe übertragen und dann liegt die Verantwortung an ihnen, das Werk des Vaters in seinem Sinne weiterzuführen.
Hören wir auf den Geist, der in unserem Herzen ruft: Abba, Vater. Hören wir auf den Geist, der uns sagt: du bist nicht mehr Sklave, du bist kein unmündiges Kind, sondern du bist ein erwachsener Sohn, eine erwachsene Tochter Gottes, du bist mündig und würdig, das Erbe anzutreten. Du gehörst Gott und Gott ist allezeit bei dir.

Segen

Aaronsegen

In der ersten Lesung hören wir, wie Gott den Priester Aaron im Auftrag des Mose den Segen über die Versammlung des Volkes sprechen lässt:

22Der Herr sprach zu Mose:
23Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
24Der Herr segne dich und behüte dich.
25Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
26Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.
22So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen. (Num 6,22-27)

Seither wurden diese Segensworte unzählige Male gesprochen. Sie waren fester Bestandteil des Tempelkults und gehören bis heute zum Synagogengottesdienst. Das Christentum übernahm diese Segensworte in der Liturgie zunächst nicht, erst die Reformatoren empfahlen sie als Segensspruch zum Abschluss des Gottesdienstes und seit der Liturgiereform des II. Vatikanums sind sie auch in der katholischen Liturgie als Variante des Schlusssegens möglich. Als Lesungstext am Neujahrstag stellt die Kirche diese Segensworte an den Anfang eines jeden neuen Jahres.
Der Segen ist ein wichtiger Aspekt der Religion. Schutz und Hilfe der Gottheit sollen das Leben des Menschen vor Not und Unheil bewahren. Segen ist etwas, das der Mensch nicht selbst machen kann. Der Mensch kann sich rein halten, sei es wie es im Judentum gefordert wird durch Einhaltung der Reinheitsvorschriften, sei es durch Meditation, wie wir es besonders aus den fernöstlichen Religionen kennen, sei es durch moderne Formen wie Diät und Fitnessprogramm. Doch jeder Mensch weiß, dass ein glückliches und gesundes Leben nicht allein durch eigene Anstrengung erreicht werden kann.

Segen

Menschen sehnen sich nach dem Zuspruch des Segens, der ihr Leben vor gefährlichen Ereignissen und Schicksalsschlägen schützen soll. Viele scheuen hier nicht vor Aberglauben und Scharlatanerie zurück, in der Astrologie erhofft man sich durch günstige Interpretation der Sternbilder Sicherheit. Kann es aber überhaupt so etwas wie Segen geben? Stehen nicht alle in gleicher Weise den Launen des Schicksals gegenüber, das dem einen günstig, dem anderen übel gesonnen ist? Oder kommt es allein darauf an, positiv zu denken, womit positive oder negative Ereignisse dann allein die Folge unserer inneren Einstellung wären?
Gibt es eine Kraft, die mein Leben verändern kann? Ist alles vorherbestimmt, bin ich in den Zwängen meiner Herkunft und meiner Gene gefangen, oder habe ich jeden Augenblick die Möglichkeit, mich neu zu entscheiden? Gibt es eine Kraft, die mich heraufzuholen vermag, wenn mein Weg ganz nach unten geht, die mich hält und vor dem Fallen bewahrt, wenn ich oben im Glück bin, dass es mir fast schwindelig wird?
Leben bleibt immer eine Herausforderung für jeden Menschen. Es wird Zeiten geben, in denen es uns gut geht und uns alles leicht fällt, und Zeiten, in denen manches schwer fällt. Unser Leben ist eingebettet in globale, ja kosmische Zusammenhänge, die wir als einzelne kaum beeinflussen und oft nicht einmal durchschauen können. Der Ort, an dem wir leben, trägt viel zu den Chancen bei, die wir im Leben haben. Aber es gibt immer unendliche Möglichkeiten, die wir verpassen können, die wir aber auch Wirklichkeit werden lassen können.
Sicher trägt auch meine innere Einstellung dazu bei, was mir geschieht. Wenn ich ständig negativ denke, wird dieses Denken vielleicht irgendwann konkret. Wenn ich mit übler Miene auf die Straße gehe, brauche ich mich nicht zu wundern, warum plötzlich alle Menschen mich irgendwie schief anschauen und gar nicht so recht freundlich sind zu mir. Wenn ich nur auf den Boden blicke, sehe ich nur das Grau der Straße und mir entgehen die bunten Wunder der Schönheit um mich herum. Da hilft es, die innere Einstellung zu ändern, bewusst den negativen Gedanken keinen Raum zu geben und positiv zu denken.

Ich brauche aber noch etwas anderes in meinem Leben. Ich brauche den Zuspruch von Menschen und die Erfahrung, dass ich angenommen und geliebt bin. Menschen, die diese Erfahrung in ihrer Kindheit nicht machen konnten, leiden oft ihr ganzes Leben lang darunter. So viel Unheil geschieht in der Welt, weil Menschen einander verachten und verstoßen. Menschen irren ziellos umher, weil sie nirgendwo den Zuspruch erfahren, wirklich angenommen und geliebt zu sein.
Segen bedeutet die feste Zusage: du bist angenommen, du bist geliebt. Im Segen ist diese Zusage nicht zeitlich oder räumlich begrenzt, sondern sie wird absolut, weil sie sich von den Menschen löst, die diese Zusage geben, und rückgebunden wird an Gott. Menschen sind veränderlich. Sie können die Zusage ihrer Liebe begrenzen. Sie können ihre Liebe an Bedingungen knüpfen. Im Streit kann Liebe zerbrechen, oder wir verlieren einen geliebten Menschen durch Trennung oder durch den Tod. Gott bleibt und mit ihm seine Zusage an jeden Menschen: du bist angenommen, du bist geliebt.
Das deutsche Wort Segen leitet sich vom lateinischen „signare“ ab, was bezeichnen bedeutet. Im kirchlichen Kontext ist damit das Bezeichnen mit dem Kreuz gemeint. Der Priester spricht den Segen im Namen des Dreifaltigen Gottes und wir machen dazu das Kreuzzeichen. Auch wenn wir uns beispielsweise mit Weihwasser bekreuzigen, ist das ein Segensgestus. Ich bin bezeichnet, gekennzeichnet als Gottes Kind. Ich gehöre zu Gott. Gottes Segen ruht auf mir.
Segen ist nicht nur ein frommes Wünschen, sondern ein Geschehen in Gottes Namen, hinter dem Gott selbst steht. Gottes Segen trägt uns durch unser ganzes Leben, richtet uns auf, wenn wir fallen und hält uns, wenn wir nach oben steigen. Gottes Zusage an uns ist an keine Bedingungen geknüpft. Nur wir selbst können Gott von uns weisen, wenn wir ihn nicht in unser Leben lassen. Aber seine Hand bleibt stets ausgestreckt, um uns zu halten, wenn wir danach greifen.

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten
und sei dir gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu
und schenke dir Heil.

Der Aaronsegen besteht aus drei Teilen. Jeder Teil bedeutet eine Steigerung des vorangegangenen. Das wir im Urtext auch in der Struktur deutlich. Der erste Teil besteht aus drei Worten, der zweite aus fünf und der dritte aus sieben Worten.

Der Herr segne dich und behüte dich.

Im ersten Teil des Segens wird dem Menschen im Namen Gottes Glück und Heil zugesprochen, die Bewahrung vor allem Übel und allem Unheil. Gottes Segen behütet den Menschen vor allem Bösen, und allem, was ihm schadet. Gott bereitet mit seinem Segen so die Grundlage, dass Leben möglich ist. Doch Leben bedeutet mehr. Wir sind keine Maschinen, die nur Treibstoff benötigen.

Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.

Gottes Segen ist wie die Sonne an schönen Tagen. Wir können auch gut leben, wenn die Sonne einmal nicht scheint, natürlich. Aber jeder weiß, wie das Leben an einem Sonnentag schöner ist. So sagt uns der erste Teil des Segens das zu, was wir zum Leben brauchen, der zweite Teil aber, was unser Leben noch schöner macht.
Gottes liebende Wärme strahlt auf mich. Wie die Sonne, die uns mit ihren Strahlen wärmt, spüre ich Gottes Liebe, die mich durchdringt. Wie gesund und wohltuend sind die Strahlen der Sonne (im rechten Maß genossen). Sie scheint für alle. Wir müssen uns nur den richtigen Platz suchen ohne Schatten, wenn wir sie empfangen wollen. So strahlt Gottes Segen von seinem Antlitz auf uns, in grenzenloser Fülle.
Gottes Angesicht leuchtet. Kein Mensch vermag Gottes Angesicht zu sehen, das war eine Überzeugung der Menschen des Alten Testaments. Und doch ist Gottes Antlitz Garant für die Nähe Gottes bei seinem Volk. Gott ist für das Volk, was die Sonne für die Erde ist. Wenn sein Antlitz nicht über den Menschen leuchtet, vergeht das Volk, so wie auf der Erde ohne Sonne kein Leben möglich ist.
Gottes Liebe zeigt sich in seiner Gnade. Gnade, dieses in unserer modernen Sprache so fremde Wort meint ein unverdientes Geschenk. Gott gibt uns, was wir zum Leben brauchen, aber er gibt uns noch mehr. Das Leben besteht nicht nur im sättigen der materiellen Bedürfnisse. Klar, wir brauchen Essen, ein Dach über dem Kopf. Aber Leben ist mehr. Wir freuen uns über Musik, Bewegung, Schönheit. Gott schenkt uns geistige Schönheit, Lieder, die wir freudig singen, Bilder, die Glanz in unser Leben bringen. Gott gibt uns Anteil an seiner Schönheit.

Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.

Was kann noch großer sein, als im Glanz von Gottes Gnade zu ruhen? Hier im Segen erfahren wir es. Gott wendet uns sein Antlitz zu. Gottes Liebe scheint nicht auf uns wie das Licht der Sonne, das sich unpersönlich in alle Richtungen ausbreitet. Gott wendet sich uns konkret zu. Gott ist kein diffuses Gebilde, Gott ist Person. Mit Gott ist Kommunikation möglich. Er schaut auf uns, auf jeden einzelnen.
Das den Menschen zugewandte Antlitz Gottes ist in Jesus Christus konkret geworden. In ihm hat Gott uns sein Antlitz gezeigt, ein menschliches Antlitz voll Güte und Liebe. Jesus schaut die Menschen an, sieht ihre äußeren und inneren Nöte und allein dieser Blick schon ist der erste Weg der Heilung. Wer diesen Blick zulässt, ist gerettet.
Gott will in eine persönliche Beziehung eintreten mit mir, in einen lebendigen Dialog. Oft ist das ein Dialog der Stille, wenn ich vor Gottes Blick ruhe, mich von allem löse, was mich umgibt und so vor ihm stehe, wie ich bin. Der Dialog mit Gott geht aber auch im Alltag weiter, wenn ich alles, was ich tue, versuche, in seinem Namen zu tun. Gott begleitet all mein tun. Er schaut auf mich in allen Situationen meines Lebens. Er will mich führen und leiten.
Das Leben vor Gottes Angesicht ist ein Leben in Heil und Frieden. Das letzte Wort des Segens ist Schalom. Was Schalom bedeutet, lässt sich nicht in einem deutschen Wort wiedergeben. Schalom meint Frieden und Heil in seiner ganzen Fülle, einen ganz und gar lebenswerten Zustand, das Ziel unserer Sehnsucht nach Leben in Fülle. Es ist ein Zustand, in dem alles an mir heil ist, wenn aller Hass - das Gegenteil von Segen - besiegt ist. Wenn ich mich bei Gott geborgen weiß. Schalom ist die höchste Gabe des Segens.

Viele Worte können das nicht erklären, was in dem kurzen Segenswort liegt. Lassen wir uns die Worte des Aaronsegens immer wieder zusprechen, sprechen wir sie uns selbst zu, betrachten wir sie und lassen sie an uns wirken. Lassen wir Gottes Segen an uns konkret werden.

Das wünsche ich Ihnen für das neue Jahr, dass Gottes Segen in Ihrem Leben immer mehr konkret wird.

Hochfest der Gottesmutter

Hochfest der Gottesmutter - Oktavtag von Weihnachten - Neujahr

Alle großen kirchlichen Feste haben eine Oktav, das heißt sie werden über acht Tage hinweg gefeiert und der achte Tag ist noch einmal ein besonderer Schlußtag des Festes. Der 1. Januar ist der achte Tag nach Weihnachten. Die Kirche hat auf diesen Tag das Hochfest der Gottesmutter Maria gelegt.
Noch vor dem 7. Jahrhundert war es in Rom üblich, am 1. Januar ein Marienfest zu feiern, das aber im Mittelalter an Bedeutung verlor. Im 13./14. Jahrhundert übernahm man in Rom dann das vorher schon in Spanien und Gallien übliche Fest der Beschneidung des Herrn. Nun gedachte man bis zur Kalenderreform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil am 1. Januar der Beschneidung des Herrn, die nach Lk 2,21 acht Tage nach seiner Geburt stattfand. 1969 wurde der Festtag wieder zu einem Marienfest umgewandelt und erhielt den Titel Hochfest der Gottesmutter Maria.
An diesem Tag feiern wir in besonderer Weise Maria als die Mutter Jesu. Stand an Weihnachten ihr Sohn im Mittelpunkt, so ist es heute die Mutter selbst. Doch man kann Maria nie ohne ihren Sohn feiern. Immer weist sie uns hin auf Jesus und zeigt uns den Weg zu ihm. Im Eröffnungsvers der heutigen Messe heißt es:

Gruß dir, heilige Mutter, du hast den König geboren,
der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde.

Gott ist ganz Mensch geworden. Das heißt auch, dass er wie jedes Kind der Fürsorge einer Mutter bedurfte. Auch der Sohn Gottes musste erzogen werden, musste lernen.
Auf dem Bild sehen wir, wie Jesus seine Mutter anblickt, voller Vertrauen, als würde er zu ihr sagen: Mutter, lehre mich, wie das Leben geht.
Das göttliche Kind gibt sich ganz seiner Mutter hin. Gott, der das Leben ist, wollte sich von einem Menschen das Leben lehren lassen.

Maria, du hast deinem Sohn gezeigt, wie Leben geht,
du hast ihn mit deiner mütterlichen Sorge beschützt
und ihm deine Lebenserfahrung vermittelt.
Auch wir kommen zu dir als deine Kinder.
Beschütze auch uns mit deiner mütterlichen Sorge
und führe uns den Weg des Lebens.

Heute ist zugleich der erste Tag unseres weltlichen Jahres. Das kirchliche Jahr haben wir ja bereits am 1. Advent begonnen. Wenn nun die Kirche an den ersten Tag des weltlichen Jahres ein Marienfest setzt, so soll uns dies Anlass sein, das ganze Jahr unter den mütterlichen Schutz Mariens zu stellen. Der erste Tag des Jahres als Fest der Gottesmutter lädt uns ein, das neue Jahr so zu beginnen, wie sie Jesus Christus empfangen hat: Mir geschehe nach Deinem Wort.
Maria ist das Bild der Kirche und aller Christen, die dem Sohn Gottes in ihrem Leben Raum geben. Gott will zur Welt kommen - in uns und durch uns. Die Gottesgeburt will auch in uns geschehen. Im Geheimnis der mütterlichen Kirche steht uns Maria bei, dass Gott in uns neu geboren wird.

Hochfest der Gottesmutter
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

Diese Worte des Evangelisten Lukas (Lk 2,19) hören wir heute im Evangelium. Maria weiß um den tiefen heilsgeschichtlichen Zusammenhang, in dem die Ereignisse stehen, die sie mit ihrem Sohn erlebt. Gehen wir in die Schule Mariens. Lassen wir uns von ihr den Sinn der Feste des Jahres erschließen. Bitten wir Maria darum, dass wir dieses Jahr unseren Glauben vertiefen und Jesus immer besser kennen lernen.
Die Ikone zeigt uns die Bedeutung Mariens bei dem weihnachtlichen Geschehen. Sie thront im Mittelpunkt mit dem Kind auf dem Schoß, vor dem die drei Weisen mit ihren Gaben die Knie beugen und von dem die Hirten einander staunend erzählen. Darüber geht der Blick in die himmlische Sphäre mit den Engeln und über der thronenden Gottesmutter erstrahlt der Stern. Unten sehen wir die Personifizierungen von Erde und Wüste und in der Mitte eine Gruppe von Menschen. Diese stehen stellvertretend für die gesamte Schöpfung, die dem in Christus Mensch gewordenen Schöpfer in der Gottesmutter ihren Dank darbringt.
Maria ist eine von uns, Maria ist die Gabe, welche die Menschheit Gott darbringt, wie es in einem Hymnus des hl. Patriarchen Germanos von Konstantinopel (715-733) heißt:

Was sollen wir Dir darbringen, o Christus, der Du um unseretwillen auf Erden wie ein Mensch gesehen wirst? Ein jeder bringt Dir Dank dar von den von Dir Geschaffenen: Die Engel den Gesang, die Himmel den Stern, die Weisen die Gaben, die Hirten das Erstaunen, die Erde die Höhle, die Wüste die Krippe, wir aber die jungfräuliche Mutter.

Wahrhaftig würdig ist es,
Dich selig zu preisen,
Gottesgebärerin,
allzeit Selige und Makellose
und Mutter unseres Gottes!
Geehrter als die Cherubim
und unvergleichlich herrlicher
als die Serafim,
unversehrt hast Du das
Göttliche Wort geboren:
Du wahrhafte Gottesgebärerin,
sei hochgepriesen.

Heilige Maria, Mutter Gottes,
Du hast der Welt das wahre Licht geschenkt,
Jesus, Deinen Sohn - Gottes Sohn.
Du hast dich ganz dem Ruf Gottes überantwortet
und bist so zum Quell der Güte geworden,
die aus ihm strömt.
Zeige uns Jesus.
Führe uns zum ihm.
Lehre uns ihn kennen und ihn lieben,
damit auch wir selbst wahrhaft Liebende und
Quelle lebendigen Wassers werden können
inmitten einer dürstenden Welt.
Amen.
Papst Benedikt XVI.