Weihnachtszeit

26.12. Stephanus

Wahl d.Sieben

Apg 6,1-7

In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten:
Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.
Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde, und sie wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist, ferner Philippus und Prochorus, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia. Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese beteten und legten ihnen die Hände auf.
Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer; auch eine große Anzahl von den Priestern nahm gehorsam den Glauben an.

Verhaftung

Apg 6, 8-15

Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.
Da stifteten sie Männer zu der Aussage an: Wir haben gehört, wie er gegen Mose und Gott lästerte. Sie hetzten das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, drangen auf ihn ein, packten ihn und schleppten ihn vor den Hohen Rat. Und sie brachten falsche Zeugen bei, die sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, gegen diesen heiligen Ort und das Gesetz zu reden. Wir haben ihn nämlich sagen hören: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diesen Ort zerstören und die Bräuche ändern, die uns Mose überliefert hat. Und als alle, die im Hohen Rat saßen, auf ihn blickten, erschien ihnen sein Gesicht wie das Gesicht eines Engels.

Die Rede

Apg 7, 1-53

Der Hohepriester aber fragte: Ist das wahr?
Stephanus antwortete: Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien lebte, ehe er sich in Haran niederließ, und sagte zu ihm: Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und geh in das Land, das ich dir zeigen werde. Da zog er aus dem Land der Chaldäer fort und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ Gott ihn nach dem Tod seines Vaters in dieses Land übersiedeln, in dem ihr jetzt wohnt. Er hat ihm darin kein Erbteil gegeben, auch nicht einen Fußbreit, doch hat er verheißen, das Land ihm und seinen Nachkommen zum Besitz zu geben, obwohl er kinderlos war.
So sprach Gott: Seine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen nicht gehört; und man wird sie zu Sklaven machen und sie vierhundert Jahre lang hart behandeln. Aber auch über das Volk, dem sie als Sklaven dienen, werde ich Gericht halten, sprach Gott, und nachher werden sie ausziehen und mich an diesem Ort verehren. Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. So wurde Abraham der Vater Isaaks und beschnitt ihn am achten Tag, ebenso Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Patriarchen.
Die Patriarchen aber waren eifersüchtig auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm. Er rettete ihn aus allen seinen Nöten, schenkte ihm Weisheit und die Gunst des Pharao, des Königs von Ägypten, und er bestellte ihn zum Herrscher über Ägypten und über sein ganzes Haus. Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und das Elend war groß. Auch unsere Väter hatten keine Nahrung mehr. Als Jakob hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, schickte er unsere Väter ein erstes Mal dorthin. Beim zweiten Mal gab Josef sich seinen Brüdern zu erkennen und dem Pharao wurde Josefs Herkunft bekannt. Josef aber ließ seinen Vater Jakob und seine ganze Familie holen: fünfundsiebzig Menschen.
So zog Jakob nach Ägypten hinab; und er starb und auch unsere Väter starben. Man brachte sie nach Sichem und bestattete sie in dem Grab, das Abraham von den Söhnen Hamors in Sichem für Silbergeld gekauft hatte. Als aber die Zeit der Verheißung herankam, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, vermehrte sich das Volk und breitete sich in Ägypten aus, bis ein anderer über Ägypten König wurde, der von Josef nichts wusste. Er ging gegen unser Volk heimtückisch vor und zwang unsere Väter, ihre Kinder auszusetzen; sie sollten nicht am Leben bleiben.
In dieser Zeit wurde Mose geboren und Gott hatte Gefallen an ihm. Drei Monate lang wurde er im Haus seines Vaters aufgezogen; als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und erzog ihn als ihren Sohn. Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter ausgebildet und er war mächtig in Wort und Tat. Als er vierzig Jahre alt war, reifte in ihm der Gedanke, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen. Und als er sah, wie einem von ihnen Unrecht geschah, kam er dem Unterdrückten zu Hilfe und rächte ihn, indem er den Ägypter erschlug. Er dachte, seine Brüder würden begreifen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung bringen wolle; doch sie begriffen es nicht. Am folgenden Tag kam er dazu, wie sie sich stritten; er versuchte, sie auszusöhnen und Frieden zu stiften, und sagte: Männer, ihr seid doch Brüder. Warum tut ihr einander Unrecht? Der Mann aber, der seinem Nächsten Unrecht getan hatte, stieß ihn weg und sagte: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter über uns bestellt? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast? Daraufhin floh Mose und hielt sich als Fremder in Midian auf; dort wurden ihm zwei Söhne geboren.
Als vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste beim Berg Sinai ein Engel im Feuer eines brennenden Dornbusches. Als Mose die Erscheinung sah, wunderte er sich darüber. Er ging näher hin, um sie genauer zu betrachten. Da ertönte die Stimme des Herrn: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Mose begann zu zittern und wagte nicht hinzusehen. Da sagte der Herr zu ihm: Zieh deine Schuhe aus! Denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und seine Klage gehört. Ich bin herabgestiegen, um sie zu retten. Und jetzt geh, ich sende dich nach Ägypten.
Diesen Mose, den sie verleugnet hatten mit den Worten: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter bestellt?, ihn hat Gott als Anführer und Befreier gesandt durch die Hand des Engels, der ihm im Dornbusch erschien.


Dieser Mose hat sie herausgeführt, indem er Zeichen und Wunder tat in Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre lang. Dies ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken. Dieser stand bei der Versammlung des Volkes in der Wüste zwischen dem Engel, der mit ihm auf dem Berg Sinai redete, und unseren Vätern. Er hat Worte des Lebens empfangen, um sie uns zu geben.
Aber unsere Väter wollten sich ihm nicht unterordnen; sie wiesen ihn ab und wandten ihr Herz nach Ägypten zurück. Sie sagten zu Aaron: Mach uns Götter, die vor uns herziehen! Denn dieser Mose, der uns aus Ägypten herausgeführt hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Und sie fertigten in jenen Tagen das Standbild eines Kalbes an, brachten dem Götzen Opfer dar und freuten sich über das Werk ihrer Hände. Da wandte sich Gott ab und überließ sie dem Sternenkult, wie es im Buch der Propheten heißt: Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Gaben dargebracht während der vierzig Jahre in der Wüste, ihr vom Haus Israel? Das Zelt des Moloch und den Stern des Gottes Romfa habt ihr herumgetragen, die Bilder, die ihr gemacht habt, um sie anzubeten. Darum will ich euch in die Gebiete jenseits von Babylon verbannen.
Unsere Väter hatten in der Wüste das Bundeszelt. So hat Gott es angeordnet; er hat dem Mose befohlen, es nach dem Vorbild zu errichten, das er geschaut hatte. Und unsere Väter haben es übernommen und mitgebracht, als sie unter Josua das Land der Heidenvölker besetzten, die Gott vor den Augen unserer Väter vertrieb, bis zu den Tagen Davids. Dieser fand Gnade vor Gott und bat für das Haus Jakob um ein Zeltheiligtum. Salomo aber baute ihm ein Haus.
Doch der Höchste wohnt nicht in dem, was von Menschenhand gemacht ist, wie der Prophet sagt: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was für ein Haus könnt ihr mir bauen?, spricht der Herr. Oder welcher Ort kann mir als Ruhestätte dienen? Hat nicht meine Hand dies alles gemacht?
Ihr Halsstarrigen, ihr, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Heiligen Geist widersetzt, eure Väter schon und nun auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die die Ankunft des Gerechten geweissagt haben, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, ihr, die ihr durch die Anordnung von Engeln das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten habt.

Steinigung

Apg 7, 54-60

Als sie das hörten, waren sie aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief:
Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.
Stephanus

Stephanus - der erste Märtyrer

Wenn man fragt, was wir am 26.12. feiern, so werden wohl die allermeisten sagen, den 2. Weihnachtsfeiertag. Die Kirche aber feiert an diesem Tag den heiligen Stephanus, den ersten Martyrer der Kirche. Auch dieser Tag ist ein Geburtstag, die Geburt des ersten Jüngers Jesu zum neuen, ewigen Leben.
Über Stephanus berichtet die Apostelgeschichte ausführlich im 6. und 7. Kapitel. Er ist einer der sieben Diakone, die in der Urgemeinde von Jerusalem zur Unterstützung der Apostel gewählt und durch Handauflegung der Apostel in ihr Amt eingesetzt wurden. Stephanus ragt besonders hervor durch die Weisheit seiner Rede und die Wunder, die er wirkt. Daher ist er dem Hohen Rat der Juden ein Dorn im Auge und sie lassen ihn verhaften. Vor dem Hohen Rat hält er eine bedeutende Rede, in der er Jesus Christus als den Messias bezeugt, den das Volk Israel seit alters her erwartet.
Der Hohe Rat verurteilt ihn daraufhin zum Tod durch Steinigung. Er ist der erste, der wegen seines Zeugnisses für Jesus Christus sein Leben gibt. Er sieht den Himmel offen und Christus zur Rechten des Vaters stehen. Christus ist es, der ihn erwartet. Durch sein Martyrium wird er Christus gleich in seinem Tod. Wie Christus am Kreuz betet er:

Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Herr rechne ihnen diese Sünde nicht an!

Wie Jesus am Kreuz zum Vater, so betet nun Stephanus in seiner Todesstunde zu Christus. Der Märtyrer leidet nicht nur wie Christus oder mit Christus, Christus selbst leidet in ihm und sein Leiden wird im Märtyrer neu gegenwärtig.
Nach dem Tod des Stephanus entsteht eine große Verfolgung der Gemeinde von Jerusalem, was für die Christen dort großes Leid bedeutete, was aber auch dazu geführt hat, dass die Jünger durch ihre Flucht aus Jerusalem nun in der ganzen Welt das Evangelium verkündeten. Stephanus steht am Angelpunkt dieser neuen Entwicklung. In Zukunft wird es sich immer wieder bewahrheiten: Das Blut der Märtyrer ist der Same neuen Lebens der Kirche.
Wenn die Kirche das Fest des ersten Märtyrers auf den Tag nach Weihnachten legt, so zeigt sie uns, dass Weihnachten mehr ist als ein sentimentales Familienfest. Die Geburt des Sohnes Gottes im Stall von Betlehem verlangt nach der Geburt Gottes in uns, ruft zur Nachfolge, zur Bereitschaft, für diesen Jesus Zeugnis zu geben, wenn es sein muss auch durch die Hingabe des eigenen Lebens.
Schon von alters her betrachtet die Kirche den Tod der Heiligen als deren Geburtstag zum ewigen Leben und feiert daher die Gedenktage der Heiligen an deren Todestag. Wenn Stephanus den Himmel offen und Christus zur Rechten des Vaters stehen sieht, so ist das nicht nur symbolisch zu sehen. Stephanus sieht den Ort, zu dem hin er unterwegs ist, sieht, was nach dem Tod auf ihn wartet. Der Himmel ist offen, nicht nur, damit wir ihn sehen, sondern damit wir auch dorthin gelangen können.
Der Tod des Heiligen als Geburt zum Leben. Stephanus war der erste Christ, der verstorben ist, nachdem Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung den Zugang zum Leben geöffnet hat. Stephanus war somit der erste, der die Geburt zum neuen und ewigen Leben erfahren durfte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass nach der irdischen Geburt des Herrn die erste himmlische Geburt eines Menschen gefeiert wird.

Stephanus

Stephanus – der offene Himmel

Stephanus sah den Himmel offen, er sah und trat ein. Selig der Mensch, dem der Himmel offen steht.

So heißt es in einer Antiphon aus dem Stundenbuch zum heutigen Festtag. Wie kann man besser ausdrücken, wie die Hoffnung in Stephanus zur festen Gewissheit geworden ist? Stephanus hat Verantwortung übernommen in der frühen Gemeinde. Sicher ist er schon vor seiner Wahl zum Diakon durch entschlossenes Anpacken aufgefallen, wo es in der Gemeinde etwas zu tun gab. Als Diakon oblag ihm dann sozusagen offiziell die Sorge um die Armen.
Die Einsatzbereitschaft des Stephanus muss in der ganzen Stadt bekannt gewesen sein. Und wo immer einer mit einem solchen Einsatz für die Menschen am Rande eintritt, da wird das bekannt, die Menschen berichten von dem Guten, das er getan hat. Und wenn einer so entschlossen auftritt wie Stephanus, da sind dann auch Geschichten von Wundern nicht weit, denn was ist es anderes als ein Wunder, wenn Menschen in Not jemanden haben, der bedingungslos für sie eintritt?

Stephanus hat offen bekannt, dass er die Kraft zu diesem Tun nicht allein aus sich hat. Er hat stets auf den Größeren verwiesen, als dessen Liebesbote er auftritt. Durch seine Worte und Taten sollte die Liebe Jesu Christi zu allen Menschen sichtbar werden. Mit ihm fühlte sich Stephanus aufs innigste verbunden, so dass er sein ganzes Leben dafür gab, den Willen dessen zu tun, der für das Heil der Menschen sein Leben hingegeben hat. Die Menschen sahen in seinem Gesicht den Glanz des himmlischen Lichtes, das in der Welt sein will, um das Leben der Menschen hell zu machen.
Als es dann darauf ankam, als die Feinde ihn bedrängten und er um seines Glaubens willen gefangen genommen wurde, da hatte er den Mut zum entschlossenen Bekenntnis. Wie Jesus es seinen Jüngern verheißen hat, gab ihm der Geist die Worte ein, die er zu sagen hatte und in einer langen Rede legte er dar, wie sich in Jesus Christus die Verheißung Gottes an die Väter erfüllt hat.
Doch die Führer des Volkes sind verstockt, sie schenken seinen Worten keinen Glauben. Sie haben nur ein Wort, für das, was er sagt: Gotteslästerung, und dafür gilt die Steinigung. Doch der, auf den Stephanus sein Vertrauen gesetzt hat, Er lässt ihn in dieser schweren Stunde nicht allein. Als er in die verhärteten Gesichter seiner Ankläger blickt und die Steine in den Händen der verführten Menge sieht, da tut sich ihm der Himmel auf und er erblickt das Ziel seiner Sehnsucht: ganz bei Jesus zu sein, mit dem er im Leben schon so innig verbunden war.
Stephanus hat sein Leben nicht auf ein Trugbild aufgebaut, das bekennen wir, wenn wir heute sein Fest feiern. Er zeigt uns, dass auf Jesus Christus Verlass ist und dass nicht fehl geht, wer sein Leben ihm ganz anvertraut. Bitten wir darum, dass unser Vertrauen auf Jesus Christus immer stärker wird und wir unser Leben immer mehr auf ihn hin ausrichten, damit auch unsere Worte und Taten Zeugnis geben von der Liebe Gottes.

Gestern haben wir das Geburtsfest des Herrn begangen; heute begehen wir das Geburtsfest seines Dieners. Als Geburtsfest des Herrn haben wir den Tag begangen, an dem er uns ähnlich geworden ist. Als Geburtsfest seines Dieners begehen wir den Tag, an dem dieser für immer zu Christus gegangen ist. Wie sich nämlich Christus bei seiner Geburt dem Stephanus verbunden hat, so hat sich Stephanus bei seinem Sterben Christus verbunden. (Augustinus, Sermo 314)
Stephanus

Ich sehe den Himmel offen

Nur selten wird uns Menschen Einblick in den Himmel gewährt. Ich meine nicht den Himmel über unseren Köpfen, sondern die jenseitige Welt, an die wir glauben, jene Welt, die nicht über unseren Köpfen ist, sondern mitten unter uns.
Der Mensch könnte es wohl nicht ertragen, würde er einen Einblick in diese Welt bekommen. Zu sehr sind wir alle verhaftet in unseren eigenen Gottesbildern, so dass wir uns schwer damit tun, Gott wirklich zu sehen.
So ging es auch vielen, die der Predigt des Stephanus zuhörten. Was er den Menschen von Gott erzählte, das war so unerhört, sie konnten es nicht ertragen. In blinder Wut steinigten sie Stephanus. Doch er hatte sich nicht getäuscht. Er sieht den Himmel offen, ohne zu erschrecken. Er weiß, dass er nicht seinen eigenen Trugbildern nachgelaufen ist, sondern seinen Blick geschärft hat für Gott.
Wie können wir die Gewissheit haben, dass wir nicht unseren eigenen Trugbildern nachlaufen, sondern dass wir Jesus Christus folgen? Zunächst müssen wir einmal anfangen, unseren Weg zu gehen. Aufstehen und beginnen, daran scheitern schon viele Menschen. Dann müssen wir uns für eine Richtung entscheiden. Wir müssen ein Gespür dafür entwickeln, ob ein Weg uns Gott näher bringt, oder ob er von ihm wegführt. Manchmal werden Umwege notwendig sein, wenn wir uns verlaufen haben, aber Gott geht alle diese Wege mit uns. Wenn wir mit Entschiedenheit den Weg gehen, der uns näher zu Gott führt, dann werden wir spüren, wie wir dem Himmel immer ein Stück näher kommen.

Ach säh ich den Himmel offen
und Gott wie er ist und lebt
nie mehr müsste ich fragen
nie mehr wär ich unbewegt

Ich eilte dahin mit wachsender Kraft
ging vorwärts mit klarem Blick
ich täte das Gute und täte es gern
und niemals wich ich zurück

So träum ich und denke
und blind bleib ich stehn
wenn ich doch die Wege wüsste
dann würde ich sie auch gehn

Da spricht einer: steh auf und geh
die Richtung kennst du schon lang
du darfst nicht verzagen, du musst es wagen
geh deinen Weg nun fortan

So geh ich erst zweifelnd
und ängstlich und bang
doch bald werde ich sichrer
schreite mutig voran

Ich weiß mich getragen
von Gottes Engel geführt
und der Himmel ist offen
er hat mich berührt
Wir bitten dich, Herr,
lass uns nachahmen, was wir feiern,
so dass wir lernen, selbst unsere Feinde zu lieben;
denn wir begehen ja das Geburtsfest dessen,
der es verstand, selbst für seine Verfolger zu beten.