Weihnachtszeit

25.12. Weihnachtstag

Erste Lesung

Jes 52,7-10

Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König. Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt. Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem. Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.

Zweite Lesung

Hebr 1,1-6

Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt; er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt, und weiter: Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein? Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen.

Evangelium

Joh 1,1-18

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Weihnachten

Das Wort ist Fleisch geworden

Am Weihnachtstag und am 2. Sonntag nach Weihnachten hören wir als Evangelium den Prolog des Johannesevangeliums. Im Gegensatz zu den sehr anschaulichen Weihnachtsgeschichten bei Matthäus und Lukas erscheint uns der Johannesprolog als schwer und auf den ersten Blick unverständlich. Hat er überhaupt etwas mit Weihnachten zu tun? Wenn wir ihn uns genauer ansehen, so erkennen wir darin die ganz eigene Weihnachtsgeschichte des Lieblingsjüngers Jesu. Johannes, der so innig mit Jesus vertraut war, wie vielleicht kein anderer der Apostel, schreibt von der Liebe, der er in Jesus Christus begegnet ist.

Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. (Joh 1,14)

So sagt Johannes. Fleisch, das meint ein Mensch aus Fleisch und Blut. Matthäus und Lukas berichten davon, dass der Sohn Gottes im Schoß Mariens wie jeder andere Mensch neun Monate lang herangewachsen ist, dass er geboren wurde wie jeder andere Mensch und dass er vom Säugling bis zum Erwachsenen herangewachsen ist wie ein Mensch es eben tut.

Gott ist im Fleische, wer kann dies Geheimnis verstehen. Hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen.

So heißt es in einem Weihnachtslied. Gott kommt in unser Fleisch. Er geht uns voran und öffnet für uns die Pforte des Himmels. Er kommt zu uns auf die Erde um uns den Weg in den Himmel zu seinem und unserem Vater zu zeigen. Ohne Weihnachten kann es kein Ostern geben, das wussten die Christen von Anfang an. Der Tod und die Auferstehung Jesu Christi können uns nur dann das Heil bringen, wenn Gott wirklich Mensch geworden ist, wenn - wie es später die Theologen formulieren werden - dieser Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist, nicht ein Gott, der in einem Scheinleib oder wie ein Geist auf Erden wandelt, sondern Mensch wird in Fleisch und Blut.
Das ist das größte Wunder der Weihnacht, dass wir erfahren dürfen, dass es einen Gott gibt, der wirklich bereit ist, Mensch zu werden. Einen Gott, der bereit ist, sich ganz in die Hände der Menschen zu begeben. Der nicht nur Boten zu den Menschen sendet, sondern selbst ein Mensch unter Menschen wird um den Menschen zu sagen und zu zeigen, wie wichtig ihm jeder einzelne Mensch ist, um zu zeigen, dass jede und jeder ein Kind Gottes ist. Dieser Gott ist wirklich der Immanuel, der Gott-mit-uns.

Gott wird ein Kind - "Gerade so ist Gott wahrhaft "Emmanuel" geworden, Gott-mit-uns, von dem uns keine Schranke der Hoheit und der Ferne trennt: Als Kind ist er uns so nahe geworden, dass wir ungescheut du zu ihm sagen, mit ihm in der Direktheit des Zugangs zum kindlichen Herzen auf du stehen können.
Im Kind Jesus ist die Wehrlosigkeit der Liebe Gottes am meisten offenkundig. ... Wenn irgendetwas den Menschen, seine Selbstherrlichkeit, seine Gewalttätigkeit, seine Habgier besiegen kann, dann die Schutzlosigkeit des Kindes. Gott hat sie angenommen, um uns so zu besiegen und zu sich selbst zu führen.
(Papst Benedikt XVI.)

Weihnachten zeigt uns, dass ein Kind mehr vermag als alle Herrscher der Welt, Gott zeigt uns, dass nur in der Schwachheit die Kraft liegt, die Gewalt zu besiegen. Gott ist Mensch geworden, um der Welt das Heil und den Frieden zu bringen. Schauen wir auf das Kind und folgen wir seinem Beispiel, lassen wir uns von Gottes Liebe besiegen, öffnen wir ihm das Tor unseres Herzens, damit wir in der Begegnung mit ihm Heil und Leben erlangen und Gottes Friede auf Erden Wirklichkeit werden kann.

Weihnachten

Dass Liebe wieder mächtig werde

Ich bin im Internet auf ein schönes Gedicht zu Weihnachten gestoßen. Es wurde dort Rainer Maria Rilke zugeschrieben. Nähere Recherchen ließen aber Zweifel an dieser Zuschreibung aufkommen. Andernorts wurde Hans Bahrs als Autor des Gedichts angeführt. Ich konnte diesen Sachverhalt bisher nicht zufriedenstellend klären. Vielleicht kann mir jemand einen Hinweis dazu geben.

Das ist der alte Menschheitstraum
Als Auftrag stetig aufgegeben
Dass wir die Ehrfurcht vor dem Leben
Als Maß begreifen über Zeit und Raum
Das ist der Weihnacht tiefster Sinn
Dass Liebe wieder mächtig werde
Und ihre Urkraft unserer Erde
Die Hoffnung leih'
Zum Neubeginn.

Das Gedicht kündet von etwas Bleibendem: Die Ehrfurcht vor dem Leben als Maß für Zeit und Raum - ein ewiger Menschheitstraum, stets bedroht, nie ganz erfüllbar.
An Weihnachten hat Gott uns gezeigt, dass dieser Traum eine Chance hat. Wenn wir diesen Traum verwirklichen wollen, stehen wir nicht auf verlorenem Posten. Wir haben Gott selbst an unserer Seite. Gott ist ein Gott des Lebens, wie es im Johannesprolog heißt:

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. (Joh 1,4)

Und weiter:

Und das Licht leuchtet in der Finsternis. (Joh 1,5)

Leben und Licht, danach sehnen sich die Menschen und Gott sehnt sich danach, den Menschen Licht und Leben zu schenken - das wurde an Weihnachten ganz konkret erfahrbar und lässt uns an Gottes Nähe zu allen Zeiten glauben.
Jeder, der das Leben fördert, ist Mitarbeiter am Werk Gottes, jeder, der Gottes Licht unter den Menschen aufleuchten lässt und dieses Licht weiterschenkt in die Herzen der Menschen. Das Licht, das Freiheit schenkt und Freude, gerade dort, wo die Not besonders groß ist. Hoffnung für Kinder, Licht, das ihre Gesichter strahlen lässt, ein Glanz in den Augen der einsamen und kranken Menschen.
Irenäus von Lyon sagt:

Das Wort Gottes, Jesus Christus unser Herr, ist wegen seiner übergroßen Liebe das geworden, was wir sind, damit er uns zu dem mache, was er selber ist.

Lassen wir uns von Gottes Liebe verwandeln. Geben wir dem Licht Raum in unserem Leben und werden wir zu Boten des Lichtes und der Liebe Gottes!

Weihnachten
Ein Licht erstrahlt den Gerechten, und Freude denen, die rechten Herzens sind. (Ps 97,11)

Diesen Vers aus Psalm 97 habe ich zur Überschrift für das Weihnachtsfest 2019 ausgewählt. Seinen weihnachtlichen Charakter hat bereits Ephräm der Syrer (um 306 - 373) in seinen Hymnen entdeckt. Nach dem Zitat dieses Verses schreibt er:

Unser Herr Jesus Christus ging uns aus dem Schoße seines Vaters auf. Er kam und entführte uns aus der Finsternis und erleuchtete uns durch sein herrliches Licht. Der Tag ging über den Menschen auf, und da entfloh die Macht der Finsternis. (Ephräm der Syrer)

Mit der Geburt Jesu Christi ist ein unvergänglicher Welttag angebrochen. Auch wenn die Erde weiterhin um die Sonne kreist und wir täglich den Wechsel von Nacht und Tag erleben, so gibt es doch den einen hellen Tag, der unvergänglich andauert, weil das Licht der Welt gekommen ist. Aber sind das nicht alles nur fromme Sprüche? Ein Kind, das Gottes Sohn sein soll und das Licht der Welt? Läuft da noch alles rund bei denen, die daran glauben?
Wenn wir in die Welt blicken, so erleben wir heute eine Erosion des christlichen Weihnachtsfestes. Diese kommt nicht von Ungefähr. Bereits als Weihnachten im 19. Jahrhundert zu einem bürgerlichen Fest der Behaglichkeit wurde, ging Vieles von seiner ursprünglichen Bedeutung verloren. Die Feier im Kreis der Familie erlangte gegenüber der kirchlichen Feier einen immer höheren Stellenwert. Neue weihnachtliche Symbole wie beispielsweise der Tannenbaum hatten keinen christlichen Hintergrund mehr und halfen dabei, in späteren Zeiten das Fest immer mehr aus dem kirchlichen Bereich herauszulösen.
Eine große Tageszeitung brachte in der Vorweihnachtszeit einen Beitrag darüber, wie ausgelassen in früheren Zeiten Weihnachten gefeiert wurde. Aber was versteht man hier unter Weihnachten? Der Artikel spielt auf die Saturnalien an, ein ausgelassenes Fest im alten Rom, das zur Zeit der Wintersonnenwende gefeiert wurde. Das christliche Weihnachtsfest wurde sicherlich bewusst auf diesen Tag gelegt, aber nicht, um die Orgien der Römer weiterzuführen, sondern um diesem Tag eine neue Prägung zu geben. Der heidnische Festtag wurde zu einem christlichen, an dem die Menschen zur Kirche gingen und natürlich auch zuhause gefeiert haben.
Die Orgien der Saturnalien aber sollten der Vergangenheit angehören. Heute jedoch will man sie wieder neu entstehen lassen. Das christliche Weihnachten, das einst das heidnische Fest verdrängt hat, wird heute wieder neu zu einem heidnischen Festtag, an dem allein das üppige Essen und opulente Geschenke im Mittelpunkt stehen. Ratgeber befassen sich heute hauptsächlich damit, wie man das viele Essen der Weihnachtstage gut verdauen kann, da gibt es beispielsweise Yoga-Übungen, die einem dabei helfen, trotz Festtagsschmaus nicht übermäßig zuzunehmen.
Bisher gab es zumindest noch Relikte aus christlicher Zeit, die dem Namen nach an das christliche Weihnachtsfest erinnert haben. Es setzt aber eine zunehmende Umbenennung aller noch irgendwie an das Christentum erinnernder Begriffe ein. An den Feiertagen des Dezember soll ein Fest um des Festes willen gefeiert werden, ein Fest vielleicht noch der Gemeinschaft, das aber wegen seines hohlen Inhaltes doch eher zu Streit und Unmut als zu einem besseren Miteinander führt.
Was wollen wir da noch mit unserer Botschaft vom Licht? Heute wo es nahezu in der ganzen Welt Strom gibt, braucht man sich sowieso keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass es zu dunkel wäre. Wir reden heute eher von Lichtverschmutzung, weil die Lichter der Ballungsräume in den Industrienationen die Nacht gar nicht mehr richtig Nacht sein lassen. Wozu brauchen wir dann noch einen Gott, der ein Licht aufstrahlen lässt?
Wir könnten hier Halt machen und sagen, das mit dem christlichen Weihnachten und dem Kind von Betlehem, das das Licht der Welt sein soll, ist alles ein Relikt aus einer alten Zeit, deren Denken wir heute überwunden haben. Wir feiern einfach ein schönes Fest wie schon im alten Rom, haben Spaß und lassen es uns gut gehen. Heute brauchen wir keine Götter mehr, weil wir die Welt wissenschaftlich erklären können und mit unserer Technik ganz gut ohne Gott zurechtkommen.
Sind die Menschen, die heute noch an die christlichen Inhalte des Weihnachtsfestes glauben, wirklich von gestern? Welche Argumente haben wir für den Glauben an einen Gott, der Mensch geworden ist, um den Menschen das Heil zu schenken? Ich denke, dass der Weg, den Menschen heute diesen Gott zu zeigen, darin besteht, diesen Gott für die Menschen erfahrbar zu machen.
Gerade hierfür bekommt das Wort des Psalms seine Bedeutung. Ich verstehe es dahingehend, dass Gott im Menschen sein Licht entzündet und seine Freude in das Herz hineinlegt. Wenn du etwas von diesem Licht erfahren willst, dann geh zur Krippe und schau dir das Kind an, das darin liegt. Höre dir einfach einmal in Ruhe an, was über dieses Kind gesagt wird. Hier in dem Kind vor dir ist Gott, der so klein geworden ist, um dir nahe zu sein.
Gott wird Mensch, sein Wort wird Fleisch, damit wir ihn mit unseren Augen sehen und mit unseren Ohren hören können. Gott ist uns greifbar nahe gekommen. Er sagt zu dir: Mensch, ich liebe dich, ich will in deinem Leben bei dir sein, ich will dir den Weg zeigen, auf dem du Glück und Freude findest. Ich will nicht, dass du in der Finsternis bist, ich will dir ein Licht sein, das dein Leben hell sein lässt.
Welches Herz könnte so hart sein, dass es dann nichts spürt von diesem Gott? Freilich, der Glaube muss dann noch tiefer gehen, sich im Alltag bewähren. Aber wer gar nicht die Erfahrung gemacht hat, wie nahe Gott ihm gekommen ist, der wird auch mit all dem anderen, dass man ihm von diesem Gott erzählt, nicht viel anfangen können.
Die Krippe von Betlehem kann der Beginn einer tiefen Freundschaft sein zwischen Gott und Mensch. Der Blick des Kindes in der Krippe lässt selbst das härteste Herz nicht unberührt, wie Ephräm an anderer Stelle sagt:

Erzürnte, die dich zu sehen kamen, söhntest du freudig aus. Sie vereinten sich wieder mit gegenseitigem Lachen. Süß besänftigt wurden durch dich die Erbitterten, o Holdseliger! Gepriesen seist du, o Kind, wodurch auch Bittere mit Süßigkeit erfüllt werden! (Ephräm der Syrer)

Wie soll Weihnachten ein Fest der Freude, der Gemeinschaft und des Miteinanders sein, wenn man das Kind von dem Fest ausschließt, das die Freude und Gemeinschaft unter den Menschen stiftet?

Weihnachten
Gott wird Mensch
Gott - eine Idee des Menschen?
Gott - eine Metapher?
Gott - ein unbegreifliches Wesen?
Gott - konkret!
An Weihnachten feiern wir,
dass Gott mehr ist, als eine Matrix im All,
ein Konglomerat menschlicher Gedanken,
ein Bewusstsein jenseits von Raum und Zeit.

Gott wird Mensch,
mitten in der Geschichte der Menschen,
zur Zeit des Kaisers Augustus
in einem kleinen Dorf in Judäa.
Menschlich ist Gott uns nahe gekommen,
mitten in unserer bedrohten Welt.

Unsere Erde, so winzig in Universum,
bedroht von Meteoriten und kosmischer Strahlung,
bedroht von der Profitgier von Menschen,
die ihre Schönheit dem Mammon opfern
und ihre Bewohner der Armut
und Heimatlosigkeit ausliefern.

Gott ist mitten in dieser Welt.
Heute ist er da, konkret, erfahrbar.
Er geht mit uns durch Raum und Zeit
und führt uns in seine Ewigkeit.

Mitten im Dunkel - Licht!
Mitten in Armut - Herrlichkeit!
Mitten im Seufzen - Hoffnung!
Mitten im Streit - Frieden!
Mitten im Hass - Liebe!
Mitten in Trauer - Freude!
Mitten in Abhängigkeiten - Freiheit!
Mitten in schlechten Nachrichten - frohe Botschaft!
Mitten im Tod - Leben!
Weihnachten

Freudenbote (Jes 52)

Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König. Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt. (Jes 52,7-8)

Die Kapitel 51 und 52 des Jesajabuches sind Worte des Trostes für ein Volk, das viel Leid erfahren musste. Jerusalem wurde erobert und zerstört, seine Bewohner in die Verbannung verschleppt. Was damals geschehen ist, musste geschehen. Aber Gott hat sein Volk nicht vergessen. Er macht einen Neuanfang. Er hat seine heilige Stadt nicht verlassen. Gott kehrt nach Zion zurück und mit ihm die Verbannten aus dem Exil in Babylon.
Es ist ein Tag des Jubels und des Sieges, als sich die Botschaft verbreitet, dass die Zeit des Exils zu Ende ist. Wie damals in der Wüste beim Auszug aus Ägypten geht Gott wieder seinem Volk voran und beschließt auch den Zug. Geordnet soll das Volk aufbrechen, wie in einer langen Prozession soll es von Babylon nach Jerusalem ziehen.
Gott ist da und Gott schafft Rettung. Wie befreiend muss diese Botschaft für die Menschen damals gewesen sein. Sie sind nicht verlassen und vergessen an den Strömen von Babel, sondern Gott denkt an sie und holt sie heim in das Land ihrer Väter, in das Land, das Gott selbst für sie erwählt hat.
Wir hören diese Worte des Propheten Jesaja in der Lesung am Weihnachtstag. Das Fest der Geburt Jesu Christi ist auch ein solches Hoffnungszeichen der Gegenwart Gottes. Gott will mitten unter uns Menschen sein, nicht mehr nur in seinem Volk Israel und in Jerusalem, sondern in allen Ländern der Welt und bei allen Menschen, die ihn aufnehmen.

Der Herr hat seinem Volk Erlösung geschaffen, an seinen Bund denkt er auf ewig.

So heißt es in einer Antiphon an Weihnachten. Gott denkt an uns, er hat uns nicht vergessen. Auch wenn wir täglich das Elend und Leid sehen, das Menschen einander zufügen, Kriege, Streit, Flucht und Vertreibung. Gott ist da. Er ist mitten unter den Menschen in den Ländern des Krieges, mitten unter den Flüchtlingen, mitten unter den Menschen, die in Armut und Elend leben.
Auf die Frage, warum Gott all das Leid zulässt, werden wir keine Antwort finden. Aber wir können die Botschaft der Hoffnung verbreiten, dass Gott mitten im Leid der Menschen gegenwärtig ist und wenn die Zeit dafür gekommen ist, einen Ausweg schafft. Wir können diese Hoffnung erfahrbar werden lassen, indem wir, soweit es uns möglich ist, selbst zu den Menschen gehen, die Hilfe brauchen, und für sie beten. Wir müssen uns die Strukturen der Ungerechtigkeit und Gewalt bewusst machen, die unsere Welt durchdringen, aus ihnen ausbrechen und gegen sie angehen, wo es uns möglich ist.
Mit jedem Produkt, das ich kaufe, mit jeder Mahlzeit, die ich esse, ja fast mit jedem Schritt, den ich auf der Straße gehe, kann ich eine Entscheidung für oder gegen die Gerechtigkeit, für oder gegen die Liebe tun. Ungerechtigkeit ist nicht etwas, das in fernen Ländern geschieht, sondern sie hat ihre Wurzel hier mitten unter uns. Ich kann die Ungerechtigkeit als solche nicht bezwingen, aber ich kann versuchen, so zu leben, dass ich sie nicht vergrößere. Ich kann Zeichen der Liebe setzen, je nachdem, wie ich mich anderen gegenüber verhalte.
Wenn immer mehr Menschen so leben, immer mehr Menschen den Weg der Gerechtigkeit und der Liebe gehen, dann durchzieht eine Kette der Hoffnung unsere Welt. Gott geht voran und am Ende des Zuges. Gottes Heil wird in der Welt lebendig und heilt die offenen Wunden und tröstet die trauerden Herzen. Dann strahlt das Licht von der Krippe auf und wärmt, was kalt ist und starr. Und dann kann Frieden sein.

Weihnachten

Gottes Wort (Hebr 1)

Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat. (Hebr 1,1-2)

Gott hat zu uns gesprochen. Viele Male zu den Zeiten des Alten Bundes durch die Propheten, in Jesus Christus aber ganz neu. Gottes Wort selbst wird Fleisch, wird ein Mensch unter uns und so verkündet Gott selbst sein Wort in seiner Gegenwart unter den Menschen. In Christus kommt der, durch den alles geschaffen ist, selbst in diese Welt. Die Zeugen des Alten Bundes waren nur Menschen, ebenso Johannes der Täufer.
Wie aber kann das geschehen, dass Gott Mensch wird? Wir Christen glauben nicht an einen Gott, der fern von dieser Welt einsam für sich thront, sondern an einen Gott, der uns nahe ist. Gott hat die Welt geschaffen, um selbst in ihr zu wohnen. Zwar ist er nicht in der Welt, wie wir Menschen in der Welt sind, auch nicht, wie es der Pantheismus glaubt, wie ein Geist, der alles durchdringt. Gott hat immer wieder Zeichen seiner Gegenwart geschenkt, bevor er selbst in diese Welt gekommen ist.
Wir können uns diesem Geheimnis nähern, wenn wir versuchen zu verstehen, was Schöpfung und Neuschöpfung bedeutet. Alles, was ist, kommt von Gott und ist durch Christus geschaffen. Er ist Gottes Wort und somit auch der Mittler der Schöpfung, weil alles durch das Gottes Wort geworden ist. Somit hat alles Geschaffene eine Beziehung zu Gott und es ist Gott möglich, selbst in diese Welt zu kommen. Im Prolog des Johannesevangeliums heißt es:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. (Joh 1,1-3)

Wie alles durch Gottes Wort geworden ist, so ist es auch das Ziel von allem, wieder zu Gott zurückzukehren. Wenn Christus wiederkommen wird, dann wird er die ganze Schöpfung verwandeln und alle, die Gott für würdig hält, nimmt er auf in sein Reich. Der Beginn dieser Neuschöpfung ist die Eucharistie. Hier werden die Gaben der Schöpfung, Brot und Wein, verwandelt in den Leib und das Blut Jesu Christi, unsichtbar für das Auge, mit dem Verstand allein nicht zu erklären, sichtbar allein für den Glauben.
Die Verse aus dem Hebräerbrief werden als Lesung im Hochamt am Weihnachtstag vorgetragen, an dem als Evangelium der Johannesprolog gelesen wird. Neben der Darstellung der Geburt Jesu im Matthäus- und Lukasevangelium weisen auch diese beiden Stellen auf die Geburt Jesu hin. Zwar erfahren wir hier nichts von Maria und Josef oder dem Stall in Betlehem, aber sie tun uns das große Geheimnis kund, das eines der zentralen Aussagen unseres Glaubens ist:
Gott Sohn ist in die Welt gekommen, Gottes Wort hat menschlich zu uns gesprochen. Als Geschöpfe Gottes sind wir von Gott berufen, Anteil an Gottes neuer Schöpfung zu haben.
Die Welt ist in Gottes Hand. Er hat sie geschaffen und er will sie zur Vollendung führen. Die Erde ist mehr als ein Planet, der auf einer physikalisch berechenbaren Bahn durch das Weltall rast. Die Bewohner der Erde sind mehr als zufällige Produkte der Evolution. Alles ist geworden durch Gottes Wort und dieses Wort, durch das die Welt geschaffen wurde, ruft uns in die Gemeinschaft mit Gott. Durch den das All wurde, er wird auch alles wieder in sich vereinen und dann wird Gott sein alles und in allem.
Gottes Sohn, das Vollkommene Abbild Gottes, hat sich in seiner Hingabe erniedrigt, wurde Mensch und ist am Kreuz für uns gestorben. Doch Gott hat ihn erhöht und so seine Erhabenheit offenbart. Gottes Sohn hat die Reinigung von den Sünden bewirkt, die Gottes Abbild im Menschen verd(r)eckt haben. Durch den Sohn übergibt der Vater den Menschen die Schöpfung ganz neu. Die neue Schöpfung, in der die ursprüngliche Gottebenbildlichkeit des Menschen wiederhergestellt ist, hebt mit Jesus Christus an. Gott ist gekommen, um den Menschen in diese neue Schöpfung hineinzuführen. Das feiern wir an Weihnachten.