Die Heiligen

2.1. Gregor v. Nazianz

Gregor von Nazianz

Gregor von Nazianz
um 330-390
Bischof
Kirchenlehrer

Gregor von Nazianz

Gregor wurde um das Jahr 330 als Kind adliger Eltern in Nazianz in Kappadokien (einer Gegend in der heutigen Türkei) geboren. Während seiner Studienzeit in Caesarea (dem heutigen Kayseri), Alexandria und Athen lernte er Basilius den Großen kennen, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Darüber schreibt Gregor:

"Damals nun begegnete ich meinem großen Basilius. ... Die gleiche Hoffnung beseelte uns, die Hoffnung auf Wissen. ... Gegenstand des Wettstreits zwischen uns beiden war aber nicht, wer selbst den ersten Platz erlangte, sondern wie er diesen dem anderen einräumte. ... In unseren Augen waren wir eine Seele, die zwei Leiber hatte."

Nach seiner Studienzeit empfing Gregor um 360 die Taufe und suchte nach einem Leben in Abgeschiedenheit und geistlicher Betrachtung. Als er schließlich zum Priester geweiht wird, weiß er, dass er sich nicht mehr ganz der Betrachtung hingeben kann, sondern auch Hirte sein muss für die Menschen, eine Aufgabe, die er mit großer Liebe zu den Menschen erfüllte.
Im Jahr 371 schließlich weihte ihn Basilius zum Bischof von Sasima, 379 wurde er nach Konstantinopel gerufen. Dort leitete er die kleine katholische Gemeinde, die neben der großen Gemeinde der arianischen Christen dort bestand. Die Arianer lehrten, dass Jesus Christus nicht in gleichem Maße die Gottheit besaß wie der Vater. Von den Kaisern gefördert, war der Arianismus damals die größte christliche Konfession. Der Streit zwischen den Konfessionen war heftig und wurde nicht nur auf verbaler Ebene ausgetragen. Gregor hatte von allen Seiten schmähliche Angriffe zu erdulden, die bis zur tätlichen Verfolgung seiner Person reichten.
Gregor hielt in dieser Zeit viele Reden über den Glauben, wie ihn das Konzil von Nicäa im Jahr 325 definiert hatte, am bedeutendsten sind seine fünf Theologischen Reden, die er in der Kirche der Anastasis hielt. Diese begründeten seinen Rang als Kirchenlehrer und Kirchenvater des Ostens. Die Kirche des Ostens ehrt ihn bis heute mit dem Beinamen "der Theologe".
Das Konzil von Nicäa hatte die Gottgleichheit des Sohnes mit dem Vater definiert. Die Arianer und andere Gruppen in der Kirche lehnten diese Formulierungen ab oder interpretierten sie auf eigene Weise, so dass es auch nach dem Konzil weiter zu tiefgehenden Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Lehrmeinungen kam. Daher wurde im Jahr 381 ein zweites allgemeines Konzil nach Konstantinopel einberufen, das schließlich die Wesensgleichheit von Vater und Sohn definierte.
Gregor wurde zum Bischof von Konstantinopel gewählt und übernahm den Vorsitz des Konzils. Doch von Seiten der Arianer regte sich ein so heftiger Widerstand gegen ihn, dass er von beiden Ämtern zurücktreten musste. Gregor litt sehr an der Zerrissenheit der Kirche:

"Wir, die wir so sehr Gott und Christus liebten, haben Christus geteilt. Um der Wahrheit willen haben wir einander belogen, um der Liebe willen haben wir Hass gesonnen, wegen des Ecksteins haben wir uns entzweit."

Zwar setzte sich in der Folgezeit die katholische Lehre der Wesensgleichheit von Vater und Sohn gegenüber den Arianern durch, die zunehmend an Bedeutung verloren, aber doch wissen wir, dass es in der Kirche bis heute Spaltungen gibt und die Worte Gregors auch uns heute gelten. Daher wollen wir besonders um die Einheit der Kirche beten und damit wir gemeinsam Zeugnis geben können für Jesus Christus.
Nach der turbulenten Zeit in Konstantinopel zog sich Gregor in seine Heimat zurück und widmete sich dem Studium und der Askese. Viele seiner Werke entstanden in diesen letzten Jahren seines Lebens. Nach einer langen und schweren Krankheit starb er im Jahr 390. Heute sind uns 45 seiner Predigten, 243 Briefe sowie 407 dogmatische und moralische Verse erhalten.

Gregor von Nazianz

Gregor lehrt uns, unser Leben ganz in die Hände der göttlichen Vorsehung zu geben, die manchmal anderes von uns will, als wir es uns selbst vorstellen. Gregor selbst wurde aus seinem beschaulichen Leben in den schweren Dienst der Kirche gerufen. Er sagte einmal:

"Zuweilen ist dem Menschen Schmerz dienlicher als Gesundheit, Anspannung nützlicher als Ausspannung, Zurechtweisung förderlicher als Nachsicht. So wollen wir in guten Tagen nicht übermütig werden und im Unglück nicht verzagen und zusammenbrechen."
"Gott erzieht uns durch das, was uns widerwärtig ist."
"Wir wollen in der Freude nicht die Gottesfurcht vergessen und im Leid die Hoffnung niemals aufgeben."

Unser Ziel ist es, Christus zu begegnen. Es gibt vielfältige Weisen, in denen er uns begegnen möchte und es gilt, ihn stets dort zu erkennen, wo er sich uns zeigt, besonders auch in den armen und hilfsbedürftigen Menschen:

"Lasst uns, solange es noch Zeit ist, Christus besuchen, Christus heilen, Christus nähren, Christus bekleiden, Christus beherbergen, Christus ehren."

Der Gedenktag des hl. Gregor von Nazianz fällt in die Weihnachtszeit. Daher möchte ich hier einige Ausschnitte aus einer seiner Weihnachtspredigten zitieren:

"Christus ist geboren, Ehre sei ihm.
Christus kam aus dem Himmel - geht und begegnet ihm.
Christus kam auf die Erde - freuet euch.
Die ganze Erde singe dem Herrn.
Und um beides in einem zusammenzufassen: Die Himmel mögen jubeln und die Erde freue sich über den, der vom Himmel ist und nun auf der Erde. Christus im Fleisch - jubelt mit Zittern und in Freude, mit Zittern wegen eurer Sünden, in Freude wegen eurer Hoffnung. ...
Die Dunkelheit ist vorüber, es ist wieder Licht geworden! Das Volk, das in der Dunkelheit der Unwissenheit saß, soll das große Licht des ganzen Wissens erblicken, das Alte ist vorbei, seht, alles ist neu geworden. ... Er, der nicht fleischlich ist, ist Fleisch geworden, der Sohn Gottes wird ein Menschenkind, Jesus Christus, der Gleiche gestern, heute und immerdar. ...
Das ist der Inhalt des Festes, das wir heute begehen: die Ankunft Gottes unter den Menschen, damit wir voranschreiten, oder - das wäre der bessere Ausdruck - damit wir zurückkehren zu Gott, indem wir den alten Menschen ausziehen und den neuen anlegen, und dass wir so, wie wir in Adam gestorben sind, in Christus leben mögen, indem wir mit ihm geboren, mit ihm gekreuzigt, mit ihm begraben werden und mit ihm auch auferstehen."